Degenerative Ataxien: Wii Emelia wieder tanzen lernte
Wacklig läuft die 14-jährige Emelia ein paar Meter. Für längere Strecken außer Haus braucht sie den Rollstuhl. Gerade jetzt, in einem Alter, in dem ihre Mitschülerinnen öfter tanzen gehen und sich mit Jungen treffen, werden ihre Schritte unsicherer, ihre Sprache verwaschener. Emelia leidet unter einer so genannten degenerativen Ataxie, einem fortschreitenden Nervenzellabbau im Kleinhirn, der mit Koordinationsstörungen beim Sprechen, Greifen und Laufen einhergeht.
Dasselbe Schicksal teilt der 15-jährige Xaver. Sport hat dem übergewichtigen Jungen nie Spaß gemacht. Wenn seine Freunde auf dem Schulhof Fußball spielen, steht er verloren am Rand – seine Koordinationsstörung lässt an so komplexe Bewegungen wie Laufen und Schießen gar nicht mehr denken.
Mit Medikamenten ist einer degenerativen Ataxie nicht beizukommen. Die von Ärzten empfohlene Krankengymnastik haben Emelia und Xaver zwar ausprobiert, wirklich Spaß machte das den beiden aber nicht. Hier droht eine gefährliche Abwärtsspirale: Da die Jugendlichen Probleme mit komplexen Bewegungsabläufen haben, vermeiden sie diese zunehmend und bewegen sich immer weniger. Hinzu kommt der Verlust des Vertrauens in die eigene Motorik.
Lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen? Wie unser Team am Tübinger Hertie-Institutfür klinische Hirnforschung 2009 herausfand, kann Krankengymnastik den Krankheitsverlauf tatsächlich verlangsamen – aber nur, wenn sie aus anspruchsvollen Koordinationsübungen besteht, und nicht, wie oft üblich, nur ein- bis zweimal, sondern mindestens viermal pro Woche durchgeführt wird. Doch immerhin war damit klar, dass die Betroffenen trotz des fortschreitenden Nervenzellabbaus im Kleinhirn komplexe Bewegungen durch regelmäßiges Üben wieder erlernen können. ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben