Therapie: Behandlung nach Maß
Claudia Gruber kann sich noch gut an den Tag erinnern, als sie in ein seelisches Loch stürzte. Ihre vierjährige Tochter Charlotte hatte voller Stolz ein selbst gemaltes Bild aus dem Kindergarten mitgebracht. Mit ihrem Kunstwerk in den kleinen Händen stürzte sie auf die Mutter zu und rief: "Mama, Mama, ich hab dich lieb!" Welche Mutter würde da nicht vor Rührung dahinschmelzen? Doch Claudia Gruber spürte nur eine tiefe innere Leere. Es war, als hätte man ihr das Herz aus dem Leib gerissen. Zwei Tage danach konnte sie morgens nicht mehr aufstehen, das Leben erschien ihr unerträglich. Sie wollte nur noch sterben.
Bereits Wochen zuvor war die 37-Jährige erschöpft und unkonzentriert. Ihre Glieder schmerzten und waren schwer wie Blei. Der Alltag mit zwei Kindern und einer Halbtagsstelle als Ärztin in einer gut gehenden Gemeinschaftspraxis wurde zu einer fast unerträglichen Last. Sie konnte sich über nichts mehr freuen, wurde vergesslich und grübelte nachts stundenlang über Banalitäten. Sie glaubte zu versagen und verspürte gegenüber Kindern, Ehemann und Patienten starke Schuldgefühle.
Eine derartige Depression, vermutlich hervorgegangen aus einem Burnout, ist weit mehr als nur eine große Traurigkeit. Wie Claudia Gruber erfahren musste, beeinträchtigt sie das gesamte Leben: das Denken und Fühlen, den Körper, die sozialen Beziehungen und die Arbeitsfähigkeit. Eine unbehandelte Depression kann die Lebenserwartung verkürzen und sogar direkt zum Tod führen: In der Altersgruppe bis 40 Jahre stellt Suizid die zweithäufigste Todesursache dar. Täglich nehmen sich in Deutschland 30 bis 40 Menschen das Leben. Das sind mehr, als bei Verkehrsunfällen sterben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass die Depression bis zum Jahr 2030 die häufigste Krankheit in den Industrienationen sein wird, noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen ...
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