Der Kilometerzähler der Bienen
Findet eine Biene einen attraktiven Futterplatz, teilt sie ihren Stockgenossin-nen dessen Lage durch den so genannten Schwänzeltanz mit. Die Dauer des Tanzes verrät dabei die Entfernung zur Nahrungsquelle. Rätselhaft war bislang aber, wie die ausschwärmenden Bienen die Entfernung messen. Zur Klärung dieser Frage ließen die Arbeitsgruppen um den Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz und den australischen Sinnesbiologen Mandyam Srinivasa Bienen von ihrem Stock aus durch eine Plastikröhre, die mit schwarzen und weißen Quadraten gemustert war (Bild), zum lockenden Zuckersaft fliegen. Dabei entdeckten sie einen Zusammenhang zwischen Schwänzeldauer und Feinheit des Musters: Je öfter sich in Flugrichtung schwarze und weiße Flächen abwechselten, desto länger tanzten die Bienen. Offenbar dient die Komplexität der Landschaft als Entfernungsmaß. Dass es dabei zu groben Fehleinschätzungen kommen kann, stört nicht weiter; denn die Bienen im Stock, die zur angezeigten Futterquelle fliegen, machen denselben Fehler wie ihre Informantin. (Science, Bd. 287, S. 851)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2000, Seite 11
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