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Der Klang der Superstrings. Einführung in die Natur der Elementarteilchen.

eutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999. 136 Seiten, DM 14,90.

Forschungsalltag in der Teilchenphysik: Arbeiten in unübersichtlich großen Gruppen, 100 Mann und mehr. Fehlschläge trotz jahrelanger Planung. Langwierige Tests, in denen die eigene Motivation allmählich schwindet. Dann die heiße Phase: keine Freizeit, kaum noch Schlaf. Spannung und Ungeduld, Angst vor der Konkurrenz im Ausland. Die Unsicherheit: Kann man den Messungen trauen? Die Angst vor einer Blamage ist groß. Schließlich der Durchbruch. Die Euphorie läßt die Erschöpfung verblassen. Nur langsam holt die Realität den einzelnen ein. Ernüchtert muß er feststellen, daß der Nobelpreis allein dem Teamleiter zugesprochen wird. Der Ruhm, für den man einst gemeinsam gekämpft hat, konzentriert sich auf die einzelne Person an der Spitze. Der größte Teil der alten Mannschaft verfolgt die Verleihung zu Hause vor dem Fernseher.

In dieses Wechselbad der Gefühle stürzt Frank Grotelüschen den Leser. Der findet sich mitten im Forschungsalltag des erfolgreichen Teams um Carlo Rubbia wieder, der für die Entdeckung des

Z-Bosons 1984 mit dem begehrten Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Schon die Einleitung liest sich spannend wie ein Krimi.

Grotelüschen, der selbst sein Diplom am Hamburger DESY, dem deutschen Zentrum für Teilchenphysik, absolviert hat, erweckt die Neugier auf diese mysteriösen Teilchen. Getreu dem Ziel der Reihe „Naturwissenschaftliche Einführungen im dtv“ vermittelt er im folgenden anschaulich und allgemeinverständlich den physikalischen Hintergrund, leitet den unbedarften Leser zügig und ohne komplizierte Formeln von den Anfängen des Atommodells im antiken Griechenland bis zum aktuellen Stand der Forschung, dem Nachweis der Neutrinomasse im Juni 1998 in Japan (Spektrum der Wissenschaft, August 1998, S.14). Auf der Suche nach der Supersymmetrie streift er Beschleunigertechnik, die Frage nach der Antimaterie und ihre kosmologischen Konsequenzen, Urknall, Quantenmechanik und Gravitation im Higgs-Feld. Mit unkonventionellen Beispielen und einer lebendigen Sprache lockert er das komplexe Thema auf. Eigentlich, so glaubt der Leser, kann das doch gar nicht so schwierig sein.

Dem Fachmann mögen einige Beispiele etwas skurril erscheinen: Ein Neutrino wäre wie „ein zarter Lufthauch, der – eigentlich unterhalb jeglicher Reizschwelle – über die Härchen des Handrückens streicht“, während die Wechselwirkung von Quarks und Elektronen einem rauschenden Fest gleicht. Aber das Buch ist eben für den Laien geschrieben, der angesichts der riesigen Informationsfülle für jedes plastische und einfach zugängliche Bild dankbar sein wird. Viele Zusammenhänge werden vereinfacht, die theoretischen Modelle nur angeschnitten. Gleichwohl erreicht Grotelüschen das Ziel, Laien einen Überblick in den Stand der Forschung zu verschaffen.

Sein Buch fasziniert, es reißt mit. Es macht aber auch nachdenklich angesichts der hohen Kosten und des starken Konkurrenzkampfs in der Hochenergiephysik. Grotelüschen zeigt eben beide Seiten: die schillernde Welt der Theorien und den harten Alltag, der den Leser wieder auf den Boden der Tatsachen holt.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 1999, Seite 114
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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