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Porträt Wolfgang Ketterle: Der Mann, der in die Kälte ging
Ein Gespräch mit dem Physiker Wolfgang Ketterle: über zerlegte Radios, Stabhochsprung, den absoluten Nullpunkt – sowie den Wissenschaftskrimi, für den der Heidelberger zusammen mit zwei Kollegen 2001 den Nobelpreis für Physik erhielt.
Wolfgang Ketterle ist viel beschäftigt. Der in Heidelberg aufgewachsene, heute in Boston lebende Physik-Nobelpreisträger leitet am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) drei Labors. Er hält Vorlesungen und Vorträge, gibt Seminare, jettet zu internationalen Konferenzen, nimmt regelmäßig Ehrungen entgegen und muss zudem Drittmittel für seine Forschung eintreiben. Kurz, seine Zeit ist knapp. Doch vor dem Gespräch für unser Porträt musste Ketterle, 52, erst geduldig einiges über sich ergehen lassen. In dem großzügigen Büro mit Blick auf etwas Grün zwischen den MIT-Gebäuden beginnt der Interviewer von der Viele-Welten-Theorie des 2001 verstorbenen Princetoner Philosophen David Lewis zu reden. Dieser hielt alles, was logisch möglich ist, auch für real – nur nicht hier, sondern in anderen Universen im logischen Möglichkeitsraum. Das ist wohl zu viel: Ketterle schlägt die Hände zusammen - solche Probleme erscheinen ihm dann doch etwas zu philosophisch. Da besinnt sich der Reporter wieder seines Auftrags.
Inzwischen hat der Fotograf Mark Ostow das Fotografieren eingestellt. Und verwickelt Ketterle unversehens in einen Disput über seine Überzeugung, dass Digitalfotografie doch mehr Tiefenschärfe erlaube als Filmfotografie. Der in Optik recht bewanderte Ketterle erklärt darauf geduldig, warum er das nun gar nicht glaube. Was im Grund auf die Einsicht hinausläuft, dass ein Objektiv ein Objektiv ist. Der Fotograf gibt sich schließlich geschlagen, greift wieder zu seiner Kamera und schießt weiter Bilder.
Erst jetzt kann Ketterle damit beginnen, wofür er sich den Nachmittag frei gehalten hat: von seinem Lebensweg zu berichten sowie von seiner Faszination für kalte Atome. Vor allem vom Rennen um das so genannte Bose-Einstein-Kondensat Anfang der 1990er Jahre. Das ist ein Zustand der Materie am absoluten Temperaturnullpunkt, wo fast jede Energie aus den Atomen entwichen ist und sie plötzlich alle wie auf Befehl im Gleichtakt schwingen. Das sei "Quantenmechanik sichtbar gemacht", meint Wolfgang Ketterle. Aber auch von Designermaterie spricht der Physiker, die nicht nur helfe, neue Materialien entwickeln, sondern auch, Phänomene wie Hochtemperatursupraleitung und Magnetismus zu verstehen...
Inzwischen hat der Fotograf Mark Ostow das Fotografieren eingestellt. Und verwickelt Ketterle unversehens in einen Disput über seine Überzeugung, dass Digitalfotografie doch mehr Tiefenschärfe erlaube als Filmfotografie. Der in Optik recht bewanderte Ketterle erklärt darauf geduldig, warum er das nun gar nicht glaube. Was im Grund auf die Einsicht hinausläuft, dass ein Objektiv ein Objektiv ist. Der Fotograf gibt sich schließlich geschlagen, greift wieder zu seiner Kamera und schießt weiter Bilder.
Erst jetzt kann Ketterle damit beginnen, wofür er sich den Nachmittag frei gehalten hat: von seinem Lebensweg zu berichten sowie von seiner Faszination für kalte Atome. Vor allem vom Rennen um das so genannte Bose-Einstein-Kondensat Anfang der 1990er Jahre. Das ist ein Zustand der Materie am absoluten Temperaturnullpunkt, wo fast jede Energie aus den Atomen entwichen ist und sie plötzlich alle wie auf Befehl im Gleichtakt schwingen. Das sei "Quantenmechanik sichtbar gemacht", meint Wolfgang Ketterle. Aber auch von Designermaterie spricht der Physiker, die nicht nur helfe, neue Materialien entwickeln, sondern auch, Phänomene wie Hochtemperatursupraleitung und Magnetismus zu verstehen...
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