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Spielen: Der Unernst des Lebens

Freies, fantasievolles Spielen ist keine Zeitverschwendung, sondern unverzichtbar für die gesunde Entwicklung von Kindern. Mehr noch: Es macht auch Erwachsene kreativer und ausgeglichener.
Eine Hand voll Freunde
Am 1. August 1966 trat der Psychiater Stuart Brown seine Assistentenstelle am Baylor College of Medicine in Houston an. Am selben Tag stieg der 25-jährige Charles Whitman auf einen Turm auf dem Campus der University of Texas in Austin. Von der Aussichtsplattform aus erschoss der Ingenieurstudent und ehemalige Scharfschütze der US-Marines 46 Menschen. Brown wurde als psychiatrischer Gutachter in dem Fall zu Rate gezogen. Jahre später, nachdem er 26 weitere wegen Mordes verurteilte Häftlinge interviewt hatte, stellte der Psychiater fest, dass die meisten dieser Gewalttäter zwei Dinge mit Whitman gemeinsam hatten: Sie waren als Kinder missbraucht worden – und hatten nie gespielt.
Brown wusste zunächst nicht, welcher dieser Faktoren höher zu gewichten war. In den folgenden vier Jahrzehnten sprach er mit rund 6000 Menschen, die er auch über ihre Kindheit befragte. Seine Erkenntnis: Ein Mangel an spontanem, fantasievollem Spiel verhindert offenbar, dass Kinder zu glücklichen und verträglichen Menschen heranwachsen. Im "Freispiel", so der Fachbegriff, erwerben wir soziale Kom­petenz, lernen mit Stress umzugehen und Probleme zu lösen.
Psychologen sind heute davon überzeugt, dass Spielen sich positiv auf den Menschen auswirkt – und zwar bis ins Erwachsenenalter ...

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Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Gehirn&Geist – Junge Menschen in der Krise

Die Zahl der psychischen Diagnosen nahm zuletzt besonders unter Kindern und Jugendlichen dramatisch zu. Woran leiden junge Menschen mehr als früher? Welche Rolle spielen Onlinemedien? Oder hat nur das Bewusstsein für seelische Nöte zugenommen? Daneben berichten wir, wie man Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, was oft mit Ängsten und Aggressionen einhergeht, das Leben erleichtern kann. Diese Krankheit geht oft mit Ängsten und Aggressionen einher, Medikamente helfen da kaum. Der Artikel "Wie »denkt« ChatGPT?" erklärt, welche Konzepte aus der Psychologie und Neurowissenschaft Fachleute nutzen, um zu verstehen, wie eine KI zu ihren Ergebnissen kommt. Außerdem berichten wir über die psychischen Folgen rund um das Thema Transplantation. Betroffene erleben mitunter Angst, Befremden und Schuldgefühle. Deshalb ist es wichtig, sich in der Zeit vor und nach der Operation auch um ihr psychisches Wohlergehen zu kümmern.

Spektrum Kompakt – Junge Eltern

Die Zeit kurz nach der Geburt eines Kindes ist wohl für die meisten Eltern aufregend und mit vielen Umstellungen verbunden. Zahlreiche neue Themen gehen mit der Sorge für ein Neugeborenes einher. Doch auch Ängste und manchmal sogar negative Gefühle können sowohl Mutter als auch Vater belasten.

  • Quellen
Quellen

Barnett, L. A.:Research Note: Young Children's Resolution of Distress Through Play. In: Journal of Child Psychology and Psychiatry 25(3), S. 477-483, 1984.

Burdette, H. L. et al.:Resurrecting Free Play in Young Children. In: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine 159(1), S. 46-50, 2005.

Christakis, D. A. et al.:Effect of Block Play on Language Acquisition and Attention in Toddlers. In: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine 161(10), S. 967-971, 2007.

Dansky, J. L., Silverman, I. W:Effects of Play on Associative Fluency in Preschool-aged Children. In: Developmental Psychology 9(1), S. 38-43, 1973.

Einon, D. F. et al.:Brief Periods of Socialization and Later Behavior in the Rat. In: Developmental Psychobiology 11(3), S. 213-225, 1978.

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Hol, T. et al.:Isolation During the Play Period in Infancy Decreases Adult Social Interactions in Rats. In: Behavioural Brain Research 100(1-2), S. 91-97, 1999.

Palagi, E. et al.:Short-Term Benefits of Play Behavior and Conflict Prevention in Pan paniscus. In: International Journal of Primatology 27(5), S. 1257-1270, 2006.

Panksepp, J.:Can Play Diminish ADHD and Facilitate the Construction of the Social Brain? In: Journal of the Canadian Academy of Child and Adolescent Psychiatry 16(2), S. 57-66, 2007.

Siviy, S. M.:Effects of Pre-pubertal Social Experiences on the Responsiveness of Juvenile Rats to Predator Odors. In: Neuroscience and Biobehavioral Reviews 32(7), S. 1249-1258, 2008.

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Von Frijtag, J. C. et al.:Individual Housing During the Play Period Results in Changed Responses to and Consequences of a Psychosocial Stress Situation in Rats. In: Developmental Psychobiology 41(1), S. 58-69, 2002.


Literaturtipp

Mogel, H.: Psychologie des Kinderspiels: Von den frühesten Spielen bis zum Computerspiel. Springer, Berlin 2008.
Psychologisches Lehrbuch über alle Formen des Spielverhaltens

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