Farbensehen: Des einen Grün, des anderen Blau
Über Farben lässt sich trefflich streiten. Bei Rot und Gelb sind wir uns jedoch über die Bezeichnung des Farbtons eher einig als bei Blau und Grün. Das berichtet ein Team um Edward Gibson vom Massachusetts Institute of Technology. Gibson hatte bei einem bolivianischen Amazonasvolk, den Tsimane, zufällig beobachtet, dass die Stammesmitglieder über Schwarz, Weiß und Rot am ähnlichsten urteilten. Daraufhin untersuchten er und seine Kollegen, wie englisch- und spanischsprachige Probanden Farben bezeichneten. Schließlich entdeckten sie auch in den Daten des World Color Survey bei mehr als 100 Kulturen dasselbe Muster. Die Menschen stimmten bei warmen Tönen eher darin überein, um welche Farbe es sich handelte. Der Grund dafür, so vermuten die Autoren: Für solche Farbschattierungen gab es mehr Wörter, obwohl das "warme" Lichtspektrum rein physikalisch nicht breiter ist als das "kalte".
Auch dafür machten die Wissenschaftler eine mögliche Ursache aus. Sie analysierten rund 20 000 Bilder aus einer Datenbank, die mit Farblabels versehen waren. Warme Rot-, Gelb- und Orangetöne kennzeichneten zumeist nah gelegene Gegenstände; Blau- und Grüntöne hingegen fanden sie eher im Hintergrund.
"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sprachen Farbkategorien entsprechend ihrer Nützlichkeit bilden", schlussfolgern die Forscher. Als Nächstes will Gibson überprüfen, ob das ebenfalls bei jenen Sprachen gilt, die in Wüstenregionen oder vereisten Landschaften verbreitet sind.
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