Ottos Tod: Des Kaisers Ermordung
Auf der Suche nach Helden und Vorbildern für den deutschen Nationalstaat wurden die Gelehrten des 19. Jahrhunderts im frühen Mittelalter gleich doppelt fündig: bei Kaiser Otto I. und seinem angeblich loyalen Vasallen Hermann Billung, der als Prototyp eines Fürsten in unerschütterlicher deutscher Mannes- und Gefolgschaftstreue seinem Kaiser gedient habe. Beide schienen in idealer Weise Wesen und Mission des Deutschtums zu verkörpern – der Sachsenherzog, der seinen Herrn während dessen langer Abwesenheit in Italien uneigennützig vertreten und sich als Verteidiger der Grenzmark gegen die heidnischen Slawen bewährt hatte; und der Liudolfinger, der die Reichsgründung seines Vaters mit der Erlangung der Kaiserwürde zum krönenden Abschluss gebracht, den Vorrang des deutschen Reichs in Europa begründet und es vor dem Ansturm "asiatischer Horden" gerettet hatte. Dies ist aber allenfalls die halbe Wahrheit. Wie uns die Schriftquellen aus jener Zeit lehren, hatte sich in den Jahren vor 973 das Verhältnis von Otto und Hermann derart verschlechtert, dass der eine womöglich nicht vor der Ermordung des anderen zurückschreckte ...
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