Determinismus: Eine Welt ohne freien Willen?
Im Juli 2008 reisten Brian Thomas und seine Frau Christine mit ihrem Wohnmobil in den kleinen Küstenort Aberporth in Wales. Um dem Lärm zu entgehen, den eine jugendliche Motorrad-Gang verursachte, fuhr das Paar gegen 23.30 Uhr auf den Parkplatz einer nahe gelegenen Raststätte. In dieser Nacht träumte Brian Thomas, einer der Jugendlichen breche in das Wohnmobil ein. Schlafwandelnd hielt er seine Frau für den fiktiven Eindringling – und erdrosselte sie. So jedenfalls lautete seine Version der Geschichte.
16 Monate später stand Thomas wegen Mordes vor Gericht. Ein Psychiater wurde als Gutachter gehört und erklärte, dass der Angeklagte nicht wusste, was er tat, als er seine Frau erwürgte. Zudem neigte er von Kindheit an zum Schlafwandeln (siehe "Zwischen Schlafen und Wachen", S. 56). Thomas wurde freigesprochen.
Fälle wie dieser bringen Menschen dazu, über die Bedeutung des freien Willens nachzudenken. Denn nicht nur beim Schlafwandeln scheinen wir oft nicht so viel bewussten Einfluss auf unser Handeln zu haben, wie wir glauben. Auf Basis von Erkenntnissen über das menschliche Gehirn argumentieren manche Philosophen und Neurowissenschaftler, dass wir uns gewissermaßen alle in einem Zustand des Schlafwandelns befänden – auch wenn wir hellwach und bei vollem Bewusstsein sind. Wir seien keineswegs autonome Lenker unseres Lebens. Ausschlaggebend für unser Verhalten seien vielmehr Ereignisse der Vergangenheit sowie unbewusste Mechanismen. Zu Deutsch: Der freie Wille sei nur eine Illusion ...
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