Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 1: Einführung
536 Seiten, 1994.Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse.
544 Seiten, 1994.Band 3: Nachtkerzengewächsebis Rötegewächse.
576 Seiten, 1995.Band 4: Nachtschattengewächse bis Korbblütengewächse.
528 Seiten, 1995.Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse.
528 Seiten, 1996.
Franckh-Kosmos, Stuttgart. DM 1240,-.
544 Seiten, 1994.
576 Seiten, 1995.
528 Seiten, 1995.
528 Seiten, 1996.
Franckh-Kosmos, Stuttgart. DM 1240,-.
Stattliche zehn Kilogramm Botanik auf dem Schreibtisch machen es sinnfällig: Dieses Werk kann und will kein Feldführer sein. Die Biologen Dietmar Aichele und Heinz-Werner Schwegler, Autoren zahlreicher Botanik-Bücher im Franckh-Kosmos-Verlag, haben mit dem fünften Band ihre (nur komplett zu erwerbende) Enzyklopädie über die Blütenpflanzen Mitteleuropas nunmehr abgeschlossen. Allerdings hat der Verlag dem letzten Band nicht die angekündigte CD-ROM beigegeben, die über den Bestimmungsschlüssel und ein Gesamtregister den Zugriff auf Gattungen und Arten erleichtert hätte. Wer jetzt den Kauf erwägt, kann dies mit berücksichtigen; frühere Subskribenten werden sich ein wenig geprellt fühlen.
Bei einer Anschaffung in der Größenordnung von mehr als 1200 Mark stellt sich die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis besonders dringlich. Was also leistet die Enzyklopädie?
Bereits beim ersten Durchblättern fällt die hohe Qualität der Bildtafeln ins Auge – für die Ästheten unter den Botanikern ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Sie zeigen jeweils erfreulich wenige und darum gut erkennbare Pflanzenarten in farbigen Zeichnungen. Jeder Art ist ein einspaltiger Text zugeordnet, der Merkmale, Vorkommen und Wissenswertes wie ähnliche Arten und Nutzungsmöglichkeiten auflistet. Jedoch fehlen konsequente Hinweise auf geschützte Arten nach der Bundesartenschutzverordnung; die Autoren haben statt dessen eine Signatur für "schutzwürdige" Arten bevorzugt.
Band 1 gibt auf rund 400 Seiten eine allgemeine Einführung in die Botanik und deren Geschichte. Notgedrungen sind die einzelnen Themen knapper behandelt als in entsprechenden Lehrbüchern oder in der Spezialliteratur. Obwohl die Kapitel ansprechend bebildert und gut verständlich formuliert sind, wäre eine Beschränkung auf – dann ausführlicher behandelte – Aspekte beispielsweise der Morphologie, der Pflanzensoziologie und der Lebensräume sicherlich angemessener gewesen.
Der Band endet mit Bestimmungsschlüsseln (Familienschlüsseln), die den Zugriff auf die Bände 2 bis 5 ermöglichen. Die Auswahlkriterien werden im Text und in charakteristischen Schwarzweiß-Abbildungen präsentiert und dürften auch für den Ungeübten unmittelbar eingängig sein. Redundanzen erleichtern die Identifikation schwierig zu bestimmender Arten. Die Verweise zu den Familien nennen allerdings nur den Band; dort muß man anhand einer alphabetischen Liste die Familien mit den Gattungs und Artschlüsseln suchen. Die Seitenangabe wäre da komfortabler gewesen.
Wie bestimmt man eine Pflanze mit diesem Werk, das man wohl kaum auf eine Exkursion mitnimmt? Ausreißen und mit nach Hause nehmen darf man sie in Naturschutzgebieten – und dort findet man nun einmal die interessantesten Spezies – ohnehin nicht, und auch an sonstigen heiklen Standorten sollte man es unterlassen. Damit bleibt nur, sie zu photographieren, Merkmale zu notieren und die Art nachträglich am Schreibtisch zu bestimmen. In mehreren Stichproben kam ich auf diese Weise zu den richtigen Ergebnissen.
Von einem Werk dieses Umfanges sollte man erwarten, daß es auch seltene Pflanzen enthält. In der Tat ist es mir gelungen, rund zwei Dutzend zufällig ausgewählte Neophyten (neu eingewanderte Arten) aufzufinden und zu identifizieren.
Nicht alle Entscheidungen der Autoren halte ich für glücklich. So hätte ich es begrüßt, wenn die Synonyme direkt bei den jeweiligen Arten angegeben wären, statt in der Gesamtliste am Ende von Band 5 zu erscheinen. Aber Beckmesserei ist allzu leicht bei einem solch umfänglichen Projekt.
Mit mehr als 2400 abgebildeten und rund 4000 erwähnten Arten nimmt diese Enzyklopädie eine Mittelstellung ein zwischen einbändigen farbigen Naturführern und dem umfangreicheren (und noch teureren) sechsbändigen Standardwerk "Illustrierte Flora von Mitteleuropa" von Gustav Hegi. Studenten der Biologie werden sich "Die Blütenpflanzen Mitteleuropas" wegen des Preises kaum zulegen; somit richtet sich das Werk in erster Linie an professionelle Botaniker und botanisch interessierte Laien. Da es andererseits weder ein klassisches Bestimmungsbuch noch einen farbigen Feldführer ersetzen kann, lohnt sich die Anschaffung nur für leidenschaftliche und finanzstarke Pflanzenliebhaber. Dafür besitzt man dann aber rund 2700 Seiten mit insgesamt etwa 9500 Illustrationen, die schon beim Durchblättern im Winter Lust machen auf Frühling und Sommer, auf Wiesen, Wälder und Feuchtgebiete.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1997, Seite 126
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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