Stress und Entspannung: Die dunkle Seite der Meditation
Rund ein Viertel der Menschen, die regelmäßig meditieren, berichten von belastenden Stimmungen im Rahmen ihrer Übungen. Das zeigt eine Untersuchung, für die Marco Schlosser vom University College London und seine Kollegen gut 1000 meditationserfahrene Personen befragten.
Etwa 25 Prozent der Teilnehmer gaben dabei an, dass sie während oder kurz nach einer Übung auch »eindeutig unangenehme Erfahrungen« wie etwa Angstzustände machten. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede: Weibliche sowie religiöse Befragte erzählten seltener von negativen Meditationserlebnissen; Menschen, die ohnehin zu grüblerischen Gedankenspiralen neigten, hingegen häufiger. Vor allem die Art der Meditation beeinflusste die Stimmung. So erwähnten Praktizierende bestimmter Zen- und Vipassana-Techniken häufiger negative Erlebnisse. Weniger betroffen waren Personen, die Achtsamkeitstechniken wie die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) nutzten oder Ansätze, die sich auf die Kultivierung von Güte, (Selbst-)Freundlichkeit und Empathie richten.
Die Ergebnisse unterstreichen und differenzieren frühere Mahnungen, dass der Hype um Meditation auch schädliche Folgen haben könne. Es sei bedenklich, die Erwartung zu wecken, dass Meditation als Selbstoptimierungsprogramm in einem gesellschaftlichen Wettbewerb die Übenden einfach generell ruhiger und gelassener macht, so die Autoren. Vielmehr könne das Gegenteil eintreten, gerade bei aufmerksamkeitszentrierten Techniken, die mitunter Stress und Zweifel hervorholen, oder bei Meditationsansätzen, die sich speziell auch mit negativen Erfahrungen beschäftigen.
Das dürfte jedoch nicht pauschal als schädlich eingeordnet werden, sagen die Forscher. Stattdessen sei es wichtig, dass eine professionelle Begleitperson den Übenden helfe, solche Erlebnisse richtig einzuordnen. Zudem eigne sich nicht jede Art der Meditation jederzeit für alle Interessierten.
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