Neurokonstruktivismus: Die große Illusion
"Wenn du die blaue Kapsel schluckst, ist es aus", sagt Morpheus mit bedeutungsschwerem Blick. "Du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das, was du glauben willst." Der Computernerd Neo hat die Wahl: Entscheidet er sich gegen die blaue Kapsel und für die rote, wird er die Wahrheit sehen, verspricht Morpheus. Neo nimmt – logisch: die rote!
Im nächsten Moment erwacht er in einem schleimigen Kokon, aufgehängt in einem mit Flüssigkeit gefüllten Tank. Er ist nackt und an diverse Schläuche angeschlossen. Maschinen haben die Herrschaft auf der Erde übernommen und halten sich die Menschheit als Energiespender. Um sie in Ruhe ausbeuten zu können, speisen sie in das Nervensystem der Erdlinge eine Matrix ein: die Welt, wie Neo sie kannte. Sie ist in Wahrheit nichts weiter als eine kolossale Computersimulation.
Manchen Kinogänger des Jahres 1999 brachte der Film "Matrix" vielleicht zum ersten Mal auf die Idee, die Welt könne eine einzige große Illusion sein. Laut dem Neurokonstruktivismus ist an diesem Hollywood-Szenario womöglich mehr dran, als wir glauben. Demnach leben wir tatsächlich in einer Art virtueller Kunstwelt. Ihr Schöpfer ist allerdings nicht das Computerprogramm irgendeiner überlegenen Intelligenz, sondern unser Gehirn ...
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