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Naturtherapie: Heilsames Eintauchen ins Grün

»Waldbaden« hat Konjunktur: Der intensiven Naturerfahrung werden alle möglichen heilsamen Effekte auf Psyche und Körper nachgesagt. Aber was sagt die Wissenschaft dazu? Und lässt es sich medizinisch sinnvoll einsetzen?
Wald

Es hat etwas Magisches, tief in den Wald hineinzuwandern. Der sanft geschwungene Weg entführt aus dem hekti­schen Alltag in angenehme Ruhe. Hoch aufragende Bäume grüßen feierlich. Die Atmosphäre ändert sich. Ich atme frische, saubere Luft, durchzogen vom würzigen Geruch feuchter Erde und Moos. Dann bemerke ich die kleinen Dinge, Pilzformationen an urigen Wurzeln, Waldkräuter mit kleinen Blüten, Vogelgezwitscher im Blätterdach, durch das hin und wieder Sonnenstrahlen brechen. Es ist erfrischend und zugleich herzerwärmend, der Natur so nahe zu sein. Nach einigen Stunden fühle ich mich wie neu geboren, als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt, und verlasse den Wald, gleichsam von innen heraus verjüngt. Vielleicht ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen. Haben Sie sich dann gefragt, was da drinnen im Wald eigentlich mit Ihnen passiert ist?

Natur erleben, sich bewegen, die Zeit vergessen: Die meisten Menschen, ob Landei oder Stadtpflanze, hegen positive Erinnerungen an Waldaufenthalte, vor allem aus unbeschwerten Kindheitstagen. Seit einigen Jahren tragen die Erlebnisse einen klingenden Namen: »Waldbaden« – das Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes zur geistigen und körperlichen Erfrischung, ganz ohne Seife, Wasser oder Shampoo. Der Ursprung des Trends lässt sich nach Japan zurückverfolgen. Dort prägte das Ministerium für Land-, Forstwirtschaft und Fischerei in den 1980er Jahren den Begriff »Shinrin-Yoku«, was übersetzt Waldbaden bedeutet. Aber auch in Südkorea ist die Regeneration im Wald als »Sanlimyok« beliebt, und in China haben Qi-Gong-Übungen im Wald, genannt »Senlinyu«, eine jahrtausendealte Tradition …

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  • Literaturtipps und Quellen

Literaturtipps

Li, Q.: Forest bathing: How trees can help you find health and happiness. Penguin, 2018.

Der Begründer der Waldtherapie vermittelt die japanische Sicht auf das Thema.

Louv, R.: Last child in the woods. Algonquin Books of Chapel, erweiterte Auflage 2008.

Plädoyer für eine naturnahe Kindheit

Quellen

Engemann, K. et al.: Residential green space in childhood is associated with lower risk of psychiatric disorders from adolescence into adulthood. PNAS 116, 2019

Grafetstätter, C. M. et al.: Does waterfall aerosol influence mucosal immunity and chronic stress? A randomized controlled clinical trial. Journal of Physiological Anthropology 36, 2017

Haluza, D. et al.: Green perspectives for public health: A narrative review on the physiological effects of experiencing outdoor nature. International Journal of Environmental Research and Public Health 11, 2014

Hunter, M. R. et al.: Urban nature experiences reduce stress in the context of daily life based on salivary biomarkers. Frontiers in Psychology, 2019

Kim, W. et al.: The effect of cognitive behavior therapy-based psychotherapy applied in a forest environment on physiological changes and remission of major depressive disorder. Psychiatry Investigation 6, 2009

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