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Die Island-Saga, neue Auflage

Wikinger siedelten lange nur an Islands Küsten, so schildern es alte Heldenlieder, und das bestätigten bislang auch die Archäologen. Doch jüngste Funde erschüttern die Lehrmeinung. Islands Geschichte wird nun neu geschrieben.
Mild und angenehm an einem Tag, nass und kalt am anderen – Polarkreis und Golfstrom bescheren Island ein regelrechtes Wetterwechselbad. Selbst bei strahlendem Sonnenschein peitschen Windböen über steinige Hänge. Enten kommen mit den klimatischen Bedingungen wohl gut zurecht. Alljährlich nisten mehrere Zehntausend auf dem Mývatn, zu Deutsch »Mückensee«, knapp fünfzig Kilometer von Islands Nordküste entfernt. Und auch Archäologen schätzen seit zehn Jahren die Gegend – rund um das Gewässer suchen Thomas McGovern vom New Yorker Hunter College und sein internatio­nales Archäologenteam nach Spuren der ersten Siedler.
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Ihre Gehöfte errichteten sie an der Küste, so jedenfalls berichtet das altisländische »Landnámabók« aus dem 12. Jahrhundert. Weil sich die Archäologen zunächst an den alten Geschichten und Berichten orientierten, suchten sie an den beschriebenen Orten und bestätigten mit ihren Entdeckungen scheinbar die Quellen. Erst nach mehr als hundert Jahren, so steht darin zu lesen, hätten die Bauern auch das weniger fruchtbare Landesinnere erschlossen. Wenn diese Angaben stimmen, wären beispielsweise die ersten Häuser am Mývatn erst Jahrzehnte nach der Erstbesiedlung entstanden, und zwar als kleine Dependancen größerer Anwesen der Küstenregion. Doch beidem widersprechen die aktuellen Befunde, und das ist für die Islandforschung eine kleine Sensation.

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