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Die Mathematik und das Göttliche.

Aus dem Englischen von Brigitte Post und Harald Höfner. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999. 448 Seiten, DM 49,80.


Clifford A. Pickover, Wissenschaftler am Thomas-J.-Watson-Forschungszentrum der IBM in Yorktown Heights, wurde vor etwa zehn Jahren bekannt, weil er – durch einen Programmierfehler – eine neue Variante fraktaler Muster entdeckte (Spektrum der Wissenschaft, September 1989, S. 6). Später machte er sich einen Namen als unermüdlicher Sammler und Veröffentlicher fremder Werke, vor allem Computergraphiken.

Im vorliegenden Werk hat er das Sammlerprinzip auf die Spitze getrieben. Seine Kreativität beschränkt sich auf ei-ne Science-fiction-Rahmenhandlung, in welcher der Held – den Pickover mit dem Leser identifiziert – samt außerirdischem Assistenten, futuristischem Gerät und jeder Menge Fast food auf Zeitreise geht. Der Bezug zum Thema des Buches ist mir verborgen geblieben.

Die Zutaten sind: allerlei – darunter viel Abstruses – aus der Lehre der antiken Pythagoreer; 24 Seiten unkommentierter Abdruck einer Internet-Diskussion zu einem Gottesbeweis von Kurt Gödel (1906–1978; vergleiche Spektrum der Wissenschaft, September 1999, S. 74); ein paar neckische Einzelheiten aus der Welt der natürlichen Zahlen samt Computerprogrammen zur Berechnung derselben; ein Kapitel über die Ars magna, den Versuch des spanischen Gelehrten Raimundus Lullus (1232–1316), auf mechanischem Wege ewige Wahrheiten zu erzeugen; sowie kleinere Mengen Zahlenmystik, Weltuntergangsszenarien, Fraktale und Sonstiges.

Die Soße zu diesem Salat (die erwähnte Rahmenhandlung) ist gewürzt mit einer wenig überzeugenden Liebesgeschichte – warum muß der Held ausgerechnet mit der Ehefrau des Pythagoras anbandeln? – sowie ziemlich ungöttlichen Szenen von ausgesuchter Ekligkeit. Ich habe nicht verstanden, warum Held und Heldin einander mit den Resten halbvermoderter Leichen bewerfen müssen.

Die Rohstoffe sind noch nicht einmal so schlecht, wenn auch deutlich bescheidener, als der Titel glauben macht. Aber diese Zubereitung macht sie ziemlich ungenießbar.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1999, Seite 127
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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