Geistesblitze - Hirnforschung: Die neuronale Wiege des Seufzers
Zwei kleine Areale im Hirnstamm, die aus nur wenigen hundert Neuronen bestehen, lösen bei Ratten Seufzer aus. Zu diesem Ergebnis kam nun ein Team um Jack Feldman von der University of California in Los Angeles. Die beiden Regionen liegen im Atemzentrum des Gehirns. In der einen, der so genannten parafazialen respiratorischen Gruppe (pFRG/RTN), fanden die Hirnforscher Neurone, die die Neuropeptide Nmb und Grp produzieren. Auf diese reagieren wiederum Zellen im Prä-Bötzinger-Komplex und veranlassen ein Seufzen, indem sie nach einem normalen "Einatmen-Kommando" noch ein zweites hinterherschicken, wodurch es zu einem besonders tiefen Atemzug kommt.
Feldman und Kollegen untersuchten diesen Mechanismus, indem sie bei Ratten zum einen die Produktion von Nmb und Grp hemmten, woraufhin weniger Seufzer auftraten. In einem zweiten Versuch injizierten sie die beiden Botenstoffe direkt in den Prä-Bötzinger-Komplex. Die so behandelten Nager seufzten nun deutlich häufiger.
Seufzen sorgt für eine Extraportion Sauerstoff und vermutlich auch für ein Aufblähen der Lungenbläschen. In emotionalen Momenten seufzen Menschen bewusst; unbewusst hingegen geschieht dies ungefähr alle fünf Minuten – bei Ratten sogar noch häufiger.
Ob bei absichtlichen Seufzern die gleichen Zentren im Gehirn aktiviert werden, wollen die Forscher noch untersuchen. (sas)
Nature 530, S. 293–297, 2016
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