Physikgeschichte: Die perfekte Wasseruhr und das Prinzip der kleinsten Wirkung
Die Physik hat, wie jede andere Wissenschaft auch, ihre Ahnengalerie. Für den Übergang von der Statik zur Dynamik, also den Beginn der Physik im modernen Sinn, nehmen darin Galileo Galilei und seine Schule, Christiaan Huygens sowie vor allem Isaac Newton Ehrenplätze ein. Letzteren lässt der berühmte Vers des Dichters Alexander Pope (1688 – 1744) "Nature and Nature’s Laws lay hid in Night God said, Let Newton be! And all was Light" sogar fast gottgleich erscheinen.
Von Leibniz dagegen weiß die Physikgeschichtsschreibung wenig zu berichten. Die traditionellen Darstellungen, von Ferdinand Rosenberger (1845 – 1899) über Edmund Hoppe (1854 – 1928) bis in die Gegenwart, erwähnen ihn vor allem als einen der Stammväter des Energieerhaltungssatzes (siehe unten) und des Prinzips der kleinsten Wirkung. Der Physiologe und wortmächtige Redner Emil du Bois-Reymond (1818 – 1896) hat diese Sicht 1870 bündig auf den Begriff gebracht, indem er in dem Vortrag "Leibnizsche Gedanken in der neueren Naturwissenschaft" feststellte: "Seine Schriften sind reich an glücklichen Blicken in die ferne Zukunft der Wissenschaft; aber in solcher Divination zeigt sich mehr sein natürliches Genie, als dass sich die Stärke einer Denkmethode daran bewährte."
Die Frage nach Leibnizens Bedeutung für die Physikgeschichte wäre daher ziemlich schnell beantwortet – wenn da nicht die vielen Aufzeichnungen wären, von denen die Forschung mangels Verfügbarkeit bislang kaum Kenntnis genommen hat. Erst seit diese im Rahmen der Edition sämtlicher Schriften und Briefe des Universalgelehrten allmählich zugänglich werden, kommt langsam die Diskussion darüber in Gang. ...
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