Die Rätsel des Universums.
Hanser, München 1998. 200 Seiten, DM 34,–.
Fragen über die Entstehung der Welt, über außerirdisches Leben oder über Schwarze Löcher und andere exotische Gebilde der Astronomie beschäftigen auch Menschen, die ansonsten weniger naturwissenschaftlich interessiert sind. Der rege Zulauf zu Sternwarten und Planetarien und die große Menge an populärwissenschaftlicher Literatur auf diesem Gebiet sprechen für sich.
Auch die vorliegende Neuerscheinung gehört in diese Kategorie. Urknall, Relativitätstheorie, Galaxien- und Sternentwicklung, Entstehung des Lebens, extrasolare Planetensysteme, Besiedelung des Weltalls: Dies sind nur einige der Themen, die der freie Publizist Gerhard Staguhn in leicht verständlicher Form behandelt. Aufgelockert wird das Werk durch zahlreiche Abbildungen und 16 ganzseitige farbige Darstellungen.
Immer wieder jedoch werden die wissenschaftlichen Beschreibungen unterbrochen – vor allem mit Kapiteln zu der Frage, inwieweit ein Gott in dieser Welt noch seinen Platz hat, die sich durch die Technik ständig wandelt und in der die Wissenschaft immer mehr Fragen beantworten kann, die zuvor von der Religion besetzt waren.
Dies alles packt der Verfasser auf weniger als 200 Textseiten. Daß dabei vieles nur sehr oberflächlich behandelt werden kann, ist unvermeidlich und wohl auch so vom Autor gewünscht. Trotzdem haben auch neue wissenschaftliche Ergebnisse den Weg in dieses Buch gefunden. Es wird von der kürzlich gefundenen unteren Grenze für die Elektron-Neutrinomasse durch das Superkamiokande-Experiment ebenso berichtet wie über die Diskussion der antarktischen Marsmeteorite, die Spuren von fossilen Marsbakterien zeigen sollen (Spektrum der Wissenschaft, August 1998, Seite 14, sowie September 1996, Seite 112, und Januar 1997, Seite 50).
Leider schleichen sich immer wieder mißverständliche Formulierungen ein, so bei der Erklärung des Himmelsblaus oder bei der Beschreibung der Bewegung von Sonne und Jupiter um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Physikalische Begriffe wie Masse und Massenanziehung oder Drehimpulserhaltung bei der Entstehung von Sternen und Galaxien werden nicht immer korrekt verwendet.
Schwerer wiegen jedoch die handfesten Fehler, die sich des öfteren im Text finden lassen: So ist es weder ein „außergewöhnlicher Zufall“, daß die Rotationsbewegungen des Mondes um seine eigene Achse und um die Erde synchronisiert sind, noch umrundeten die Pionier- und Voyager-Raumsonden die Gasplaneten. Auch ist Galileo Galilei nicht der Erfinder des Fernrohrs, und schon gar nicht liegt die 21-Zentimeter-Linie des Wasserstoffs im sichtbaren Spektralbereich.
Das Buch liest sich spannend, und der Autor versteht es sehr wohl, den Leser zu fesseln. Nur kann es wegen der obigen Mängel dem interessierten Laien nur bedingt empfohlen werden.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1999, Seite 123
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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