Psychische Erkrankungen: Die richtige Dosis Sport gegen Depression
Bewegung gilt als Stimmungsaufheller. Sie hebt die Laune nicht nur bei passionierten Sportlerinnen und Sportlern, sondern auch bei Menschen mit Depressionen. Allerdings fällt es Letzteren krankheitsbedingt besonders schwer, sich zu regelmäßigen sportlichen Aktivitäten zu motivieren. Wie oft und wie lange sich die Betroffenen dazu aufraffen sollten, zeigt nun eine Metaanalyse: Dreimal wöchentlich eine Dreiviertelstunde, und das einen Monat lang – dann sei ein deutlicher antidepressiver Effekt bereits nachzuweisen, erklären Wissenschaftler.
Die Daten stammen aus randomisierten klinischen Kontrollstudien, bei denen erkrankte Versuchspersonen ambulant oder stationär mit Medikamenten, Psychotherapie oder beidem behandelt wurden. Ein zufällig ausgewählter Teil trieb darüber hinaus regelmäßig unter Aufsicht Sport. Das zusätzliche Training minderte die depressiven Symptome bei den insgesamt 455 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.
Wie das Team um den griechischen Sportpsychologen Yannis Theodorakis von der Universität Thessalien berichtet, wirkte das Training unabhängig von der Schwere der Depression und der Sportart; allerdings hatten die Patienten in allen Studien an moderat anstrengenden körperlichen Aktivitäten wie Joggen oder Radfahren teilgenommen. Im Schnitt hatten sie mehr als neun Wochen trainiert; doch auch die vierwöchigen Programme erzielten bereits einen deutlichen Effekt.
Die antidepressive Wirkung von Sport ist allerdings umstritten. Auf der einen Seite gibt es längst Hinweise darauf, wie der Effekt zu Stande kommen könnte, etwa über die Regulation des neuronalen Wachstumsfaktors BDNF im Gehirn. Auf der anderen Seite erläuterten Gesundheitsforscher der Universität Kopenhagen 2017 in einem Review im »British Medical Journal«, dass die antidepressive Wirkung von Sport überwiegend in methodisch schwächeren Studien oder infolge eines Publikationsbias nachgewiesen wurde. Demnach wären vor allem gewünschte Ergebnisse veröffentlicht worden; der Effekt würde infolgedessen überschätzt. In einem älteren Review für das Netzwerk Cochrane Collaboration waren auch britische Psychiater 2013 zu dem Schluss gekommen, dass methodisch gute klinische Studien lediglich einen kleinen Effekt belegen. Das griechische Forscherteam schreibt aber, in den von ihnen verwendeten Daten keine Anzeichen für eine verzerrte Publikationspraxis gefunden zu haben.
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