Die Suche nach Leben im All.
Droemer, München 1998. 288 Seiten, DM 46,90.
Unser Bild von der Welt und von unserer Stellung im Kosmos würde sich dramatisch und in nicht vorstellbarer Weise ändern, wenn es außerhalb unserer Erde Leben – oder gar intelligentes Leben – geben sollte. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß diese Frage die Menschheit schon seit langem beschäftigt. Während über Jahrtausende nur Spekulationen und philosophische Betrachtungen möglich waren, sind seit kurzer Zeit die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen vorhanden, außerirdisches Leben tatsächlich zu entdecken und zweifelsfrei nachzuweisen.
Dank immer weiter entwickelter astronomischer Beobachtungmöglichkeiten konnten vor kurzem die ersten Planeten um andere Sterne nachgewiesen werden. In näherer Zukunft können Sonden, die auf Planeten in unserem Sonnensystem landen, dort nach Anzeichen von Leben suchen; mit radioastronomischen Techniken ließe sich zumindest im Prinzip der Funkverkehr außerirdischer Zivilisationen über Hunderte von Lichtjahren hinweg nachweisen. Fortschritte in Biochemie und Molekularbiologie ermöglichen es, den Geheimnissen und der Entstehung des Lebens auf die Spur zu kommen. Die Suche nach außerirdischem Leben ist, in den Worten ihres Pioniers Frank Drake, „das größte Abenteuer, das der Menschheit geblieben ist“.
Die Wissenschaftsjournalistin Silvia von der Weiden versucht in ihrem Buch den derzeitigen Forschungsstand zu beschreiben. Knapp zwei Drittel des Textes ist den astronomischen Aspekten gewidmet. Ausführlich bespricht die Autorin die Suche nach extrasolaren Planeten und die Entstehung von Planetensystemen; es folgt eine Beschreibung von „SETI“
(search for extraterrestrial intelligence), der Suche nach außerirdischen (intelligenten) Zivilisationen. Die Rolle von Kometen und Meteoriten für die Entstehung von Leben und die Atmosphäre der Erde wird diskutiert, und ein Kapitel ist dem zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten Marsmeteoriten gewidmet, den amerikanische Forscher sehr voreilig und fälschlich als Träger von Lebensspuren vom Mars bezeichneten (Spektrum der Wissenschaft, September 1996, Seite 112, sowie Juni 1998, Seite 22).
Nach dem astronomischen Teil stellt Silvia von der Weiden Aspekte des einzigen Lebens dar, das wir bisher kennen: des irdischen. Sie beschreibt die Entstehung des Lebens auf der Erde – genauer: eine Möglichkeit dafür –, dessen grundlegende molekulare Strukturen und die Evolution von primitivsten Strukturen bis zum Menschen. Das Buch endet mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung des Weltalls und der Erde.
Der Autorin ist der biologische Teil des Buches sehr viel besser gelungen als der astronomische, in dem doch viele Sachverhalte halbrichtig oder unsachgemäß dargestellt werden. Einige wenige Beispiele: Lichtteilchen können nicht beschleunigt werden; die Existenz des Planeten um den Stern Lallande 21185, den die Autorin als Musterbeispiel nennt, ist sehr fragwürdig; Sterne mit acht Prozent der Sonnenmasse „glimmen“ sehr viel länger als 15 Milliarden Jahre vor sich hin; und warum gerade SOFIA, ein Infrarot-Teleskop, das von einem Jumbo-Jet aus beobachten soll, das „wohl wagemutigste Projekt“ sein soll, bleibt das Geheimnis der Autorin, denn schon seit Jahren beobachtet das Kuiper Airborne Observatory, ebenfalls ein Infrarot-Teleskop wie SOFIA, von einer Boeing 707 aus.
Die Abbildungen tragen zum Teil nicht sehr viel zum Gesagten bei oder haben unrichtige Bildunterschriften (oben ein Beispiel). Sehr oft stellt die Autorin die Ergebnisse von Modellrechnungen fälschlich als Realität dar.
Der Gesamteindruck ist daher sehr zwiespältig. Eigentlich schade, denn im Prinzip spricht Silvia von der Weiden viele für das Thema wichtige Aspekte an.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 1999, Seite 80
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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