Evolution: Die Herrschaft des Schleims
An einem Sommertag im östlichen Australien, etwa eine Autostunde von Sydney entfernt, kletterten wir in aller Frühe am Fuß einer Klippe entlang. Wir suchten nach Gesteinsmaterial, von dem wir uns Hinweise auf eines der dunkelsten Kapitel der Erdgeschichte erhofften. Krisenzeiten gab es auf diesem Planeten einige: Das Leben hier ist mehrmals erschreckend knapp der Auslöschung entgangen. Die Zahl der vernichteten Arten übertraf dabei jene der überlebenden – zumindest, soweit sich das anhand der Fossilien erkennen lässt. Eine besonders schwere Katastrophe ereignete sich vor 252 Millionen Jahren am Ende des Perms. Damals herrschten die vielleicht widrigsten Bedingungen, denen die Tierwelt je ausgesetzt war. Brände und Dürren verwüsteten das Land; in den Ozeanen breiteten sich heiße, sauerstoffarme Todeszonen aus.
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten überlebten das nicht. Mehr als 70 Prozent der landlebenden und bis zu 80 Prozent der marinen Spezies starben aus, weshalb manche Paläontologen diesen erdgeschichtlichen Abschnitt als »Großes Sterben« bezeichnen.
Spuren jenes Ereignisses zeigen sich in Form von Fossilien auf der ganzen Welt – aber nur selten so deutlich wie an den steinigen Küsten Ostaustraliens. Am Vormittag hatten wir gefunden, wonach wir suchten: eine offen zu Tage liegende Kohleschicht in einer steil aufragenden Felswand. Der Stratigrafie-Experte Christopher Fielding von der University of Connecticut, ein langjähriger Kollege, hatte diese Schicht kurz zuvor als See- oder Flusssediment identifiziert, das während der Endzeit des Perms abgelagert worden war. Wir wollten darin nach fossilen Überresten der Überlebenden des »Großen Sterbens« suchen …
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