TITELTHEMA I: LEIBNIZ UND DIE PHILOSOPHIE: Die vernünftig geordnete Welt
Als Leibniz starb, hinterließ er 200 000 Blätter eigener Notizen und Manuskripte, darunter 15 000 Briefe an über 1000 Korrespondenten. Sie sind erhalten, weil der hannoversche Hof sie beschlagnahmte, fürchtete man doch darin "secreta domus", Staatsgeheimnisse. So wurde ein Schatz bewahrt, der politische Einschätzungen und Aktivitäten, juristische Bedingungen und Beurteilungen, theologische Kontroversen und Vermittlungen, doch auch Bedenken und Weiterführungen der Wissenschaften des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts dokumentiert.
Das Denken und Wirken des Universalgelehrten erstreckt sich auf die verschiedensten Gebiete: Neben der Infinitesimalrechnung, die zur Grundlage der modernen Mathematik wurde, stehen Logikkalküle, Arbeiten zur Zinsrechnung und die Erfindung des Zahlensystems zur Basis 2 (Dual- oder Binärzahlen). Leibniz entwickelt ein Konzept der Physik als Dynamik, fasst Raum und Zeit nicht als absolut, sondern als relational auf und formuliert eine Frühform des Energieerhaltungssatzes. Er erfindet eine mechanische Rechenmaschine und allerlei Verbesserungen für den Bergbau im Harz. Er verfasst ein Rechtsgutachten, das seinem Arbeitgeber, dem Haus Hannover, die Kurwürde einträgt, und arbeitet Vorschläge für eine Justizreform aus. Er erbringt den Nachweis, dass die Welfen vom Haus Este in Ferrara abstammen, betreibt Sprachforschung, bemüht sich um eine Wiedervereinigung der christlichen Kirchen und schreibt sogar einen Bestseller namens "Novissima Sinica" über China. ...
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