Anthropologie: Die verwirrende Vielfalt der Frühmenschen
Für Paläoanthropologen beginnt die menschliche Evolutionsgeschichte lange vor dem Auftritt vom Homo sapiens beim letzten gemeinsamen Vorfahren mit Schimpansen und Bonobos. Mit jenem fernen Urahn verbindet uns eine lückenlose Folge von Arten, die schließlich zur Gattung Homo und weiter zum Homo sapiens führte. Über die Anfangszeit unserer Gattung wissen Forscher allerdings noch recht wenig. Vielleicht gab es damals tatsächlich nur eine einzige Evolutionslinie, sozusagen einen unverzweigten Ast am Stammbaum. Genauso wären jedoch mehrere Linien nebeneinander vorstellbar, also mehrere frühe Homo-Arten gleichzeitig, und die anderen Zweige sind irgendwann abgestorben. Überzeugende Belege für diese zweite Möglichkeit entdeckte nun ein Wissenschaftlerteam um die Anthropologin Meave G. Leakey vom Turkana Basin Institute in Nairobi anhand neuerer Fossilien aus Nordkenia, und zwar von Koobi Fora am Ostufer des Turkanasees. Demnach existierten offenbar schon ganz früh, vor zwei Millionen Jahren, wenigstens zwei unterschiedliche Linien der Gattung Homo (Nature 488, S. 201, 2012).
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt Homo erectus als der ursprünglichste Vertreter unserer Gattung. Von ihm gab es damals vor allem Fossilien aus China und Südostasien. Diese Frühmenschen besaßen einen kleinen Kopf und ausgeprägte Überaugenwülste. Den wenigen Skelettfunden zufolge standen und gingen sie anscheinend aufrecht, und das bereits recht ähnlich wie moderne Menschen ...
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