Sozialverhalten : Die Zeit heilt den Neid
Wer keinen Neid erwecken möchte, sollte sein Glück besser erst im Nachgang bejubeln. Das schließen Forscher um Alexander Kristal von der University of Chicago aus einer Studienreihe mit mehr als 4000 Versuchspersonen. Die Ökonomen präsentierten unter anderem rund 400 Probanden im Labor fiktive Szenarien. Dabei sollten diese sich zum Beispiel vorstellen, ein guter Freund täte etwas, was sie sich eigentlich für sich selbst wünschten, etwa ein Haus zu kaufen oder eine lang ersehnte Reise anzutreten. In einer anderen Studie legten die Forscher Versuchspersonen online fiktive Valentinstagspläne vor, die sich um ein romantisches Date oder um gemeinsame Aktivitäten mit Freunden drehten. Sie befragten die Teilnehmer, ob sie neidisch waren und wie sehr sich davon inspiriert fühlten.
Die Angaben der Versuchspersonen legten nahe, dass die emotionale Reaktion von der zeitlichen Perspektive abhängt, aus der man das Glück von anderen betrachtet. Steht das Ereignis noch bevor, ist der Neid auf einer 7-Punkte-Skala rund einen halben Punkt stärker als im Rückblick. Je näher beispielsweise der Valentinstag rückte, desto mehr beneideten die Probanden andere um einen bevorstehenden schönen Abend. Danach fielen die Gefühle abrupt ab. An der Intensität positiver Reaktionen änderte sich hingegen nichts: Das Gefühl, vom Glück anderer beflügelt oder inspiriert zu werden, bleibt in etwa gleich.
Den zeitlichen Blickwinkel zu verändern, könne beim Umgang mit Neidern helfen, schreiben die Autoren. Das sei auch für die Selbstdarstellung in den sozialen Medien relevant, wo täglich Millionen Menschen vorzugsweise ihre schönen Momente mit anderen teilen. Wenn die Likes der Freunde von Herzen kommen sollen, schwärmt man also besser nicht schon beim Kofferpacken vom Urlaub, sondern erst bei der Heimkehr.
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