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Biomechanik: DNA im Reißtest



Mit nackter Gewalt riss ein Physiker-Team aus Dänemark und den USA die beiden Stränge der DNA-Doppelhelix auseinander – um zu sehen, wie fest sie aneinander haften. Zunächst verlängerten Claudia Danilowicz und ihre Mitarbeiter an der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts) Virus-DNA an einem Ende um ein kurzes überhängendes Stück. Mit dieser Lasche hefteten sie den einen Strang an das Innere einer Glaskapillare. Den anderen Strang bestückten sie mit magnetischen Kügelchen. Dann legten sie ein Magnetfeld an, das einen konstanten Zug auf die Kügelchen ausübte. War dieser stark genug, konnten die Forscher die Doppelhelix wie einen Reißverschluss öffnen. Allerdings verlief das Auftrennen nicht glatt, sondern ruckartig – manchmal schnell, dann wieder mit langen Pausen. Dies bestätigt theoretische Vorhersagen, wonach der Zusammenhalt der Doppelhelix mit der Reihenfolge ihrer vier Bausteine variiert. Tatsächlich unterscheidet sich die Bindungskraft zwischen den »Basen« Adenin und Thymin von der zwischen Guanin und Cytosin. Auch im lebenden Organismus müssen die verzwirnten DNA-Fäden – zur Vervielfältigung oder zum Ablesen der enthaltenen Information – immer wieder aufgetrennt werden. Danilowicz erhofft sich von ihren Versuchen tiefere Einsichten in die Mechanik dieses Vorgangs. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 18.2.2003, S. 1694)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2003, Seite 47
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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