Astronomie und Praxis: Monatsthema: Doppelsterne: Parcours der Augenprüfer
Doppel- und Mehrfachsterne sind am Himmel sehr verbreitet. Viele erkennt man als solche jedoch erst im Teleskop – wenn überhaupt. Denn sehr enge Doppelsterne lassen sich selbst in großen Fernrohren nicht getrennt erkennen. Erst, wenn man ihr Licht mit Hilfe eines Spektroskops in seine einzelnen Farben zerlegt, verrät sich anhand der Spektrallinien ihre wahre Natur. Dies sind spektroskopische Doppelsterne. Nur dann, wenn die Umlaufbahnen der Sterne weiter sind als die Bahn von Neptun um die Sonne und wenn das Sternsystem weniger als hundert Lichtjahre von uns entfernt ist, ergeben sich am Himmel Winkelabstände im Bereich einiger Bogensekunden, so dass die Sterne des Systems mit einem Amateurteleskop einzeln sichtbar sind.
In vielen Fällen offenbaren sich dann deutliche Farb- und Helligkeitsunterschiede (siehe Bild S. 70 unten). Solche für das Auge reizvolle Kontraste sind auch für Astrophysiker von besonderem Interesse, nämlich als Test ihrer Sternmodelle: Schließlich sind hier zwei Sterne gemeinsam entstanden. Somit sind sie trotz ihrer oftmals unterschiedlichen Massen und Entwicklungszustände genau gleich alt, hatten anfänglich die gleiche chemische Zusammensetzung – und bilden als echter Doppelstern noch heute ein gebundenes System. Der hellere und massereichere Partner mag sich dann bereits zu einem Roten Riesen entwickelt haben, während sich ein masseärmerer Begleiter, der mit seinem Brennstoffvorrat sparsamer umgeht, langsamer entwickelt und daher noch als ganz normaler Stern in reinem Weiß leuchtet …
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