Selbstbetrug: Doppelte Buchführung
Wie sich die Bilder gleichen. Anfang 2011 erklärt der damalige Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg, die abgekupferten Passagen seiner Doktorarbeit seien das Ergebnis von Überlastung und Nachlässigkeit – und keineswegs der Versuch einer vorsätzlichen Täuschung. Anfang 2012 gerät der amtierende Bundespräsident Christian Wulff in Verdacht, in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident Vorteile angenommen und dienstliche mit privaten Interessen verquickt zu haben. Auch er gesteht nur vereinzelt Fehler ein und will die Affäre aussitzen, muss schließlich aber wie Guttenberg sein Amt räumen. Doch Zweifel an seiner moralischen Integrität will er bis heute nicht zulassen.
Ist es denkbar, dass Wulff und Guttenberg an ihrem Tun tatsächlich nichts Unmoralisches finden konnten? Und wie ließe sich eine derart verzerrte Wahrnehmung erklären?
Diese Fragen haben Psychologen anhand zahlreicher Experimente beantwortet – mit erstaunlichen Befunden. Wulff und Guttenberg sind demnach nur zwei prominente Beispiele für ein durchaus verbreitetes Phänomen: ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten, auch wenn offenkundige Beweise für moralisches Fehlverhalten vorliegen ...
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