Drogen und Psychopharmaka.
Aus dem Englischen
von Therese Apweiler
und Stefan Hartung.
Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg 1997.
564 Seiten, DM 68,-.
von Therese Apweiler
und Stefan Hartung.
Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg 1997.
564 Seiten, DM 68,-.
Dies ist die deutsche Fassung einer in den Vereinigten Staaten seit 1975 in sieben Auflagen erschienenen, offenbar sehr erfolgreichen Monographie "A primer of drug action: a concise, nontechnical guide to the actions, uses and side effects of psychoactive drugs". Der Verfasser Robert M. Julien ist Pharmakologe und Anästhesist in Portland (Oregon).
Schon der knappe deutsche Titel wirft eine der bei der Übersetzung wissenschaftlicher Texte auftretenden terminologischen Fragen auf. Denn dem englischen drugs entspricht keineswegs der deutsche Begriff Drogen. Darunter versteht man – in Abwandlung der ursprünglichen, für Produkte pflanzlichen und tierischen Ursprungs verwendeten Bezeichnung – allgemein als Suchtmittel mißbräuchlich verwendete psychoaktive Substanzen, natürliche wie synthetische. Zu den in der Therapie mentaler Störungen verwendeten Arzneimitteln bestehen freilich vielfältige Übergänge.
Das Buch ist klar gegliedert. Außer den klassischen Suchtmitteln wie Opiaten (Heroin), Psychostimulantien (Cocain, Amphetaminen) und Alkohol behandelt Julien auch Haschisch (Cannabis), Halluzinogene wie LSD, Coffein und Nikotin. Die Darstellung der Psychopharmaka folgt der klassischen Einteilung in Neuroleptika, Antidepressiva (einschließlich Lithium) und Anxiolytika (Benzodiazepine). Außerdem werden Schlafmittel, anabole Steroide und Anti-Parkinson-Mittel besprochen.
Nach einem historischen Rückblick erläutert Julien in den einzelnen Kapiteln die pharmakologischen und toxikologischen Wirkungen jeder Stoffgruppe, bei den Psychopharmaka auch deren klinische Anwendung. Informationen über die in Deutschland zugelassenen Präparate und deren Dosierung sind eingefügt. Diagramme, Skizzen und Tabellen ergänzen den Text.
Die Literaturangaben zu den einzelnen Stoffgruppen verweisen weitgehend auf amerikanische Arbeiten; hier und dort wurde versucht, sie durch deutsche zu ergänzen. Ein Fragenkatalog zur Überprüfung des vermittelten Wissens beschließt die einzelnen Kapitel – etwas ungewöhnlich bei einem Werk, das weit mehr als ein Skript für Studenten sein will und auch ist.
Eingeleitet wird das Buch mit einer Einführung in die Grundlagen der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik; ein Anhang vermittelt das für das Verständnis der Funktionen des Zentralnervensystems wichtigste anatomische und physiologische Basiswissen. Ausführlich behandelt Julien die mit einzelnen Substanzgruppen verknüpfte Suchtproblematik einschließlich der Aspekte der Prävention, wobei die Verhältnisse in den USA weitgehend die Darstellung bestimmen. Verschiedentlich haben die Bearbeiter der Übersetzung Bemerkungen zur deutschen Situation eingefügt. Ein eigenes Kapitel behandelt gesellschaftliche Probleme des Drogenmißbrauchs.
Das Buch ist flüssig geschrieben und leicht lesbar. Dies ist auch ein Verdienst der Übersetzer. Kaum einmal wird man daran erinnert, daß es sich um einen ursprünglich fremdsprachlichen Text handelt. Das manchmal nicht einfache Problem der adäquaten Übertragung von Fachausdrücken ist in aller Regel befriedigend gelöst. Ein ausführliches Glossar und ein umfangreiches Stichwortverzeichnis erleichtern den Gebrauch als Nachschlagewerk.
Aufgrund des breiten Themenspektrums und wegen der großen Aktualität des Suchtproblems wird das Buch auf breite Resonanz stoßen. Dank der leicht verständlichen Darstellung dürften auch nicht einschlägig Vorgebildete kaum überfordert sein. So ist dem Werk eine Verbreitung weit über den engeren medizinischen Bereich hinaus zu wünschen. In sozialen Diensten und in der Rechtspflege Tätige, aber auch Journalisten, Publizisten und Politiker können daraus wesentliche Informationen beziehen, zumal für die gegenwärtige erbitterte Diskussion über Strategien zur Bewältigung des Drogenproblems, das einzudämmen derweil immer dringlicher wird.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 1997, Seite 135
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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