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Dynamische Erde - unser gefährdeter Lebensraum

Vor fünfzig Jahren begann ein Aufbruch in den Geowissenschaften, der uns die Erde als dynamisches System zu begreifen lehrte. Heute müssen wir mit diesem Wissen unseren Heimatplaneten vor selbst verschuldeten Fehlentwicklungen bewahren.
Dynamik der Erde
Mensch und Erde bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Das wird durch die Globalisierung erst richtig sichtbar. Der Lebensraum unserer Spezies ist klein geworden. Fortschritte in Wissenschaft, Technik und Medizin haben zu einem rasanten Wachstum der Menschheit und einer Verflechtung der Wirtschaftssysteme geführt. Das bringt immer krassere Ungleichheiten mit sich. Zugleich sind die dicht bevölkerten Regionen zunehmend durch Naturkatastrophen bedroht. Hinzu kommen Probleme der Energieversorgung und Ernährung, des Klimawandels, der Migration sowie der Belastung von Boden, Luft und Meeren mit Schadstoffen.

Ein verantwortlicher, schonender Umgang mit unserem begrenzten Lebensraum ist daher im wahrsten Sinn des Wortes notwendig. Er setzt aber die Kenntnis der Prozesse voraus, die unseren Planeten formen. Solche Informationen zu liefern ist das zentrale Anliegen der Geowissenschaften mit ihren zahlreichen Teilgebieten wie Geodäsie, Geologie, Geophysik, Geochemie, Paläontologie, Petrologie, Mineralogie, Meteorologie und Ozeanografie. Aber das Wissen allein genügt nicht, es muss auch umgesetzt werden. Gefordert sind deshalb die politischen Entscheidungsträger, die bisher oft eklatante Unkenntnis an den Tag legen. Den Geowissenschaften verdanken wir, dass unsere Rohstoff- und Energieversorgung gesichert ist. Im Rahmen eines geodynamischen Gesamtkonzepts versteht man heute, wie es zu Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis kommt, und kann die Risiken abschätzen. Durch Klimamodellierung lassen sich zudem die Gefahren erkennen, die der menschengemachte Treibhauseffekt heraufbeschwört. Selbst eine so scheinbar selbstverständliche Sache wie die Wettervorhersage ist von enormem Nutzen für uns alle.

Viele Probleme, die heute die Zukunft von Erde und Menschheit bedrohen, lassen sich lösen, wenn wir mit unserem Planeten verantwortungsbewusst umgehen. Dazu müssen die sozioökonomischen und -ökologischen Prioritäten richtig gesetzt werden. Allerdings hat das vernetzte System aus Erde und Mensch inzwischen eine Komplexität erreicht, die sich kaum noch durchschauen lässt – und schon gar nicht aus dem Blickwinkel einer einzelnen Disziplin. Wir erleben eine Explosion von Detailwissen, doch es fehlt an der großen Zusammenschau.

Für systemübergreifende Probleme existieren nur systemübergreifende Lösungen. Die Geowissenschaften mit ihren vielfältigen Teildisziplinen haben schon in der Vergangenheit enge Kontakte zu anderen Fächern wie Physik, Chemie, Technik und Computerwissenschaften gepflegt. Diese Interdisziplinarität wird sich in der Zukunft mit Sicherheit noch verstärken. In der heutigen Situation muss es zwischen Erde und Mensch, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zu einer neuen Symbiose kommen, damit kein Bereich auf Kosten der anderen und zum Schaden des Gesamten die Übermacht gewinnt. Die Geowissenschaften können und werden dazu ihren Beitrag leisten ...

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