Editorial: Abstand ja, »soziale Distanz« nein
In den letzten Monaten hat sich der soziale Umgang in Deutschland und in vielen Ländern weltweit so stark verändert, wie wir es noch nie erlebt haben: Hände schütteln und umarmen zur Begrüßung oder gemeinsam mit Freunden in den Urlaub fahren sind zurzeit undenkbar. Kein Wunder also, dass ich mehr als einmal von meinen Redaktionskollegen gefragt wurde, ob ein Titelthema über die »Heilkraft des Wir« momentan sinnvoll sei. Schließlich gelten Kontaktbeschränkungen und das Verbot größerer Menschenansammlungen vielerorts nach wie vor. Ich meine: Das Wissen darüber, wie wichtig es für unsere Gesundheit ist, dass wir uns als Teil einer Gemeinschaft fühlen, ist heute bedeutsamer denn je.
Wie der Artikel ab S. 12 unter anderem darlegt, ist das physische Abstandhalten dabei etwas völlig anderes als »soziale Distanz« (auch wenn beides leider oft gleichgesetzt wird). Daher sollten wir aufhören, die geltenden Vorsichtsmaßnahmen so zu bezeichnen.
Niemand kann derzeit sagen, wie nachhaltig die Veränderung unseres Zusammenlebens sein wird. Ganz sicher jedoch sind wir für unser seelisches und körperliches Wohlbefinden darauf angewiesen, uns eingebunden und anderen zugehörig zu fühlen. Nur gemeinsam – als Teil einer Familie, eines Freundeskreises, eines Vereins, einer Nachbarschaft oder einer anderen größeren Gemeinschaft – können wir Krisen meistern und daran wachsen.
Die Tipps unserer Autoren (siehe S. 17) beherzige ich inzwischen selbst. Als Berufspendlerin und begeisterte Reisende ist es für mich tatsächlich ungewohnt, monatelang zu Hause zu sein. Mittlerweile tausche ich mich regelmäßig in einer virtuellen Kaffeepause mit Kollegen aus – und ich merke, wie gut das tut.
Bleiben auch Sie verbunden!
Ihre Liesa Bauer
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