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Editorial: Auslichten – aber mit Maß

In welchem Alter ist unser Gehirn am leistungsfähigsten? Ginge es nach der Zahl der Nervenverbindungen, lautete die vielleicht überraschende Antwort: in frühester Kindheit. Besitzen Zweijährige noch 1,6 Milliarden Synapsen pro Kubikmillimeter Hirngewebe, sinkt diese Zahl zu Beginn der Volljährigkeit auf 1,1 Milliarden. Danach bleibt sie stabil, bevor sie im hohen Alter dann weiter schrumpft.

Unser Denkapparat baut also früh zahlreiche Nervenverbindungen ab, während wir gleichzeitig lernen und neues Wissen aufbauen. Dieser »Pruning« genannte Vorgang wirkt daher auf den ersten Blick etwas widersprüchlich. Aber wie unser Artikel von Frank Luerweg ab S. 12 beschreibt, ist das nicht nur ein normaler, sondern auch ein zwingend notwendiger Prozess. Während das Gehirn leistungsfähiger wird, steigert es gleichzeitig seine Effizienz durch gezieltes Auslichten überflüssiger Synapsen.

Manche Fachleute befürchten, fehlerhaftes Pruning könnte psychische Erkrankungen fördern: Ein zu geringer Synapsenabbau begünstigte demnach womöglich Autismus, ein zu starker dagegen Schizophrenie. Bis daraus allerdings Behandlungsoptionen entstehen, ist es noch ein sehr weiter Weg. Zu wenig weiß man bislang über den Vorgang.

Um ein verwandtes Thema geht es in meiner Lieblingsrubrik in »Gehirn&Geist«: der »Guten Frage«, in der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu verschiedensten Alltagsfragen, Mythen oder Rätseln rund um Hirnforschung und Psychologie Stellung nehmen. Dieses Mal geht es um den Zusammenhang zwischen Hirngröße und Intelligenz. Die Antwort des Psychologen Jakob Pietschnig finden Sie auf S. 66.

Besser informiert grüßt
Daniel Lingenhöhl

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