Direkt zum Inhalt

Editorial: Damals

Redaktionsleiter Dr. Hartwig Hanser

Wir leben in der Gegenwart und planen für die Zukunft. Dabei vergessen wir oft, wie sehr wir von der Vergangenheit geprägt sind. Beispiel gefällig? Es ist ja schon erstaunlich, dass es scheinbar kaum noch Menschen gibt, die keine Probleme mit ihren Beißerchen haben. Das fängt in der Jugend an, wenn der Nachwuchs jahrelang Spange tragen muss und dann auch noch die Weisheitszähne herausoperiert bekommt, weil die anderen sonst keinen Platz haben. Man fragt sich, wie die Menschen früher ihre Zähne im Kiefer untergebracht haben. Ab S. 42 beschreibt der Anthropologe Peter S. Ungar die Evolution unserer Zähne und liefert eine Antwort: Unsere Ernährung hat sich derart umgestellt, dass das Gebiss während der Kindheit nicht mehr genügend durch harte Nahrung mechanisch gefordert und dadurch zum Wachsen angeregt wird. Babybrei und Karottenpüree sorgen demnach für kleine Kiefer und entsprechend knappen Platz für die Zähne.

Ebenso ist die Nahrung schuld am zweiten großen Dentalproblem unserer Zeit, der Karies. Erst mit dem Aufkommen kohlenhydratreicher und zunehmend prozessierter Nahrungsmittel konnten sich die Löcher verursachenden Bakterienspezies derart massiv in unserem Mund festsetzen.

Eine andere Weise, wie Umwelt und Mikroben uns formen, erleben wir zurzeit sehr eindringlich. Denn mit Covid-19 ist nicht zu spaßen, auch wenn die Impfungen nun Hoffnung auf Besserung vermitteln. Früher war man solchen Seuchen jedoch ziemlich schutzlos ausgeliefert, weshalb Epidemien die Menschheitsgeschichte stark geprägt haben (ab S. 34). Wie werden wohl Historiker und Archäologen in einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten auf die Corona-Pandemie zurückblicken und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaften einschätzen?

Um die Vergangenheit genauer zu untersuchen, hilft es, zunächst einmal die historischen Anläufe zeitlich möglichst präzise einzuordnen. Eine der etablierten Methoden hierzu ist die 14C-Altersbestimmung von archäologischen Funden. Die hat allerdings ihre Tücken, so dass manche Ergebnisse umstritten sind. Neue Forschungen kommen etwa zu einer deutlich anderen Chronologie der »Dunklen Jahrhunderte« im antiken Griechenland zwischen 1200 und 700 v. Chr. (ab S. 78). Hier muss möglicherweise die Geschichte neu geschrieben werden.

Physiker wiederum gehen dem Phänomen Zeit an sich auf den Grund. Viele von ihnen stellen in Frage, ob die Zeit tatsächlich von der Vergangenheit in die Zukunft fließt, und halten diesen subjektiven Eindruck nur für eine Illusion. Jetzt versuchen einige das Konzept mit Hilfe einer neuen mathematischen Betrachtung von Unendlichkeit mit unserer gefühlten Realität zusammenzubringen (ab S. 62).

Herzlich Ihr
Hartwig Hanser

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Günstig erzeugt, teuer verkauft

Notre-Dame nach Brand wiedereröffnet! Erfahren Sie mehr über die Restaurierung und neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Plus: Warum sind die Strompreise in Deutschland die höchsten Europas? Lesen Sie mehr in »Spektrum – Die Woche«.

Spektrum Geschichte – Mensch Jesus

Jesus von Nazareth hat tiefe Spuren in der Geschichte hinterlassen. Eine ganze Weltreligion beruht auf seiner Person, die bis heute ungebrochen auf Menschen wirkt. Das Christentum machte aus ihm einen Heiland, einen Gottessohn, einen Propheten. Doch wer war Jesus zu Lebzeiten?

Spektrum - Die Woche – Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

2012 wurde der Nachweis des Higgs-Teilchens vom CERN bekannt gegeben, seitdem wird fleißig weiter geforscht. Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Was ist Dunkle Materie? Diese und weitere Fragen behandeln wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: Die seelische Gesundheit unserer Kinder.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.