Editorial: Debatten zwischen den Fächern
"Gehirn und Geist" ist das Medium für Debatten über Hirnforschung und angrenzende Fächer. Bereits im ersten Heft behandelten Experten das Problem des Bewusstseins aus neurobiologischer wie aus philosophischer Perspektive. Mit dem 2004 erschienenen "Manifest" stellten wir zentrale Einschätzungen führender Neurowissenschaftler der Öffentlichkeit vor, gefolgt von zahlreichen Kommentaren, Interviews und Streitgesprächen. Teils haben sogar Schulbuchverlage die Texte erneut abgedruckt, um Schülerinnen und Schülern die Diskussion um Menschenbild, Willensfreiheit und interdisziplinäres Forschen näherzubringen.
Mancher Beobachter hat unser Magazin missverstanden als ein "Organ der Hirnforschung", das einem simplen biologischen Reduktionismus das Wort rede. Wenig läge unserem redaktionellen Selbstverständnis ferner! GuG ist eine populärwissenschaftliche Zeitschrift, die auf hohem Niveau und kritisch über die Erforschung von Psyche, Gehirn sowie deren Störungen und Erkrankungen berichtet. Wir verstehen unser Magazin als ein Forum für ebenjene Debatten, die durch die Annäherung, ja das teilweise Zusammenwachsen einst strikt getrennter Disziplinen – Biologie, Psychologie, Medizin, Philosophie – notwendig werden. In diesem Sinne publizierten wir nach dem "Manifest" auch eine Standortbestimmung zur Psychologie im 21. Jahrhundert – ein wichtiger Text, der bis heute leider ungleich weniger wahrgenommen wurde.
Ob man dem Wesen des Menschen mit naturwissenschaftlichen Ansätzen überhaupt abschließend gerecht werden kann, mag man mit Fug und Recht bezweifeln. Forscher versuchen es dennoch, gestützt auf immer neue Methoden. Diesen Prozess öffentlich zu machen und so einen konstruktiven Dialog zwischen den Fächern zu fördern, das ist die Mission von GuG. Ein weiterer Beitrag in dieser Reihe ist unser aktueller Titelkomplex über selbstkritische Impulse aus den Neurowissenschaften, dessen Lektüre ich Ihnen herzlich empfehle!
Ihr
Carsten Könneker
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