Editorial: Die Kraft des Gebens
"Mein Herr, darf ich Ihnen eine Frage stellen?" Wann wird man in einer deutschen Fußgängerzone schon mal so höflich angesprochen? Ich blieb also stehen, darauf gefasst, einem verirrten Touristen den schnellsten Weg zum Heidelberger Schloss zu erklären. "Bitte um Verzeihung, aber ich habe meine Geldbörse verlegt und müsste rasch den Bus nehmen. Ob Sie mir wohl mit einem Euro oder zwei aushelfen könnten?"
Erst da fielen mir das zerschlissene Jackett und das strähnige Haar des Mannes auf: Mein Gegenüber war offenbar doch kein pensionierter Studienrat auf Bildungsreise. Ob Masche oder nicht, so viel Taktgefühl gehörte belohnt, fand ich, und gab dem Mann etwas Kleingeld.
Mangels experimenteller Kontrolle blieb zwar offen, ob meine daraufhin gehobene Laune auf die Spende zurückzuführen war. Und auch wenn man vielleicht nicht aus jedem möglichen Effekt eine Lebensmaxime machen muss: Tun Sie Ihren Nächsten doch einfach mal etwas Gutes – und sei es nur, weil es Ihnen selbst guttut! GuG-Autorin Miriam Berger erklärt im Titelthema dieser Ausgabe ab S. 40, dass und wie Geld Menschen doch glücklicher macht, obwohl man ihm das schon beinahe sprichwörtlich nicht zutraut.
Ein anderes Klischee entkräftet die pädagogische Psychologin Elke Wild in unserer Rubrik "Hinter den Schlagzeilen" ab S. 16: Die Vollzeitbetreuung von Kindern in Ganztagsschulen bedeutet keineswegs Dauerstress und zusätzliche Belastung, wie manche Kritiker monieren. Immer mehr Schulen hier zu Lande machen Nachmittagsangebote. Wenn diese sinnvoll aufeinander abgestimmt und die Betreuer motiviert bei der Sache sind, hat die Ganztagsschule unbestreitbare Vorteile, erläutert Wild auf Grundlage aktueller Untersuchungen.
Eine bereichernde Lektüre wünscht Ihr
Steve Ayan
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