Editorial: Die Wunderwelt der schönen Dinge
Hin und wieder zeigt mir eine Freundin mit leuchtenden Augen ihre neueste Anschaffung: "Guck mal! Eine echte ***-Tasche!" Netterweise verzeiht sie es mir immer wieder, wenn ich keine Begeisterung für eine maßlos überteuerte Designertasche vortäusche.
Natürlich sind wir alle ein bisschen markengläubig. Von Computern habe ich keine Ahnung, halte aber MacBooks für besser als andere Laptops. Und so sehen das offenbar viele, denn 2014 war Apple laut dem Marktforschungsinstitut Interbrand die wertvollste Marke der Welt. Auf Platz 3 der Rangliste steht Coca-Cola. Tests zufolge schmeckt das Getränk selbst nicht besser als das der Konkurrenz, doch der Name macht den Unterschied.
Wie gelingt es Kommunikationsexperten, eine so erfolgreiche Marke aufzubauen? Lassen sich unsere unbewussten Assoziationen tatsächlich unbemerkt manipulieren? Das erläutern wir im Titelthema ab S. 34, mit dem zugleich eine dreiteilige Serie über "Die Welt der schönen Dinge" startet. Darin erkunden Forscher unsere Konsumvorlieben: Der Frankfurter Max-Planck-Direktor David Pöppel erklärt, was bei ästhetischem Empfinden im Gehirn passiert, und Psychologen zeigen, wie das Design von Nahrungsmitteln den Geschmackssinn beeinflusst.
Von den erstaunlichen Wechselwirkungen der Sinne handelt auch der Beitrag von Kognitionswissenschaftlerin Katharina Müller. Sie schildert ihre Erfahrung bei einem ungewöhnlichen Experiment: Können Menschen eine Art inneren Kompass entwickeln? Sechs Wochen lang trug sie einen Gürtel, der ihr jederzeit per Vibration anzeigte, wo gerade Norden lag. Wie sich ihr Raumempfinden veränderte, lesen Sie ab S. 18.
Vielleicht trainiert die regelmäßige Beschäftigung mit Gehirn und Geist ja auch Ihren sechsten Sinn für die Wunder der Psyche? Probieren Sie es aus! Eine anregende Lektüre wünscht
Ihre
Christiane Gelitz
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