Editorial: Hellauf begeistert vom Schwarzen Loch
Liebe Leserin, lieber Leser,
mehr als 20 Jahre hat die Fachwelt darauf hingearbeitet, und nun ist es endlich gelungen: das erste Bild vom Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxis!
Es kommt einem vor wie ein Déjà-vu, denn bereits im April 2019 präsentierte das Team des Event Horizon Telescope (EHT) der staunenden Weltöffentlichkeit das erste Radiobild dieser Art. Seinerzeit wurde allerdings das extrem massereiche Schwarze Loch in der 55 Millionen Lichtjahre entfernten elliptischen Galaxie Messier 87 aufgenommen (siehe SuW 6/2019, S. 26 und S. 36). Die ikonenhaften EHT-Bilder zeigen damals wie heute das schwarz erscheinende Loch, umgeben von einem leuchtenden Plasmaring. Auf S. 26 erklärt die Radioastronomin Silke Britzen, weshalb das größte Schwarze Loch in unserer Heimatgalaxie – Sagittarius A* genannt – auffallende Ähnlichkeiten zum Radiobild des Schwarzen Lochs in Messier 87 aufweist.
Wer mit der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein vertraut ist, weiß, dass elektromagnetische Wellen Energie verlieren, wenn sie von Massen abgestrahlt werden. Dieser Effekt namens Gravitationsrotverschiebung wird bei Schwarzen Löchern ins Extreme getrieben: Am Ereignishorizont entkommt keinerlei Strahlung – nicht einmal Gravitationswellen.
Ich persönlich freue mich ganz besonders über diesen wissenschaftlichen Triumph, weil ich derartige Bilder von Schwarzen Löchern während meiner Diplomarbeit im Jahr 2000 auf einem Computer berechnete und visualisierte. Die Beobachtungen erfüllen das, was wir schon immer in der Theorie erwartet haben. In den Nachrichten (S. 13) und in den Kurzberichten (S. 18) finden Fans Schwarzer Löcher weitere Beiträge.
Sehr empfohlen sei auch der Artikel von Harald Krüger zur faszinierenden Entstehung der Jupiterringe auf S. 32.
In eigener Sache möchte ich Ihnen mitteilen, dass die Freude bei »Sterne und Weltraum« derzeit getrübt ist. Anlass sind die Papierknappheit und der generelle Trend steigender Preise. Diese Entwicklung trifft zurzeit jedes Printmedium. Wir sind daher leider gezwungen, den Heftumfang im verbleibenden Jahrgang 2022 um 16 Seiten zu kürzen. Ich wünsche mir sehr, zusammen mit der ganzen Redaktion, dass dieser Trend nur vorübergehend ist und wir weiterhin auf Ihre Treue und Verbundenheit hoffen dürfen. Auf die inhaltliche Qualität von SuW und unsere Hingabe können Sie sich jedenfalls verlassen.
Husch ins Heft! Ihr Andreas Müller
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