Editorial: Ko(s)misches Obst
Liebe Leserin, lieber Leser,
es hat wieder geblitzt. Diesmal waren es weder Unwetter noch Polizeikontrolle, sondern der elektromagnetische »Aufschrei« eines kollabierten massereichen Sterns: ein Gammablitz. Dieses Ereignis war heller als alle anderen Ausbrüche dieser Art, die zuvor beobachtet wurden. Jan Hattenbach erklärt Ihnen ab S. 19, warum das so war und was es mit GRB 221009A auf sich hat.
Die Konzepte der modernen Kosmologie sorgen immer wieder für Verwirrung – kein Wunder, leben wir doch in einem expandierenden Universum, was aberwitzige Konsequenzen beispielsweise für Raum, Zeit und Entfernungsmaßstäbe hat. Es ist wieder an der Zeit, diese Grundlagen der Theorie zu erläutern. Dabei werden Sie – vielleicht zum ersten Mal – der »Lichtbirne« begegnen. Das und weitere Mysterien unseres Universums führen Ihnen Veronika Oehl und Matthias Bartelmann unter Zuhilfenahme von sehr gelungenen, selbst gemachten Illustrationen ab S. 24 im ersten Teil der Artikelserie vor Augen.
Ende Mai starteten die Detektoren wieder ihre Messkampagnen für Gravitationswellen. Auf S. 22 erfahren Sie, dass LIGO in den USA und KAGRA in Japan bereits in Lauerstellung für Einsteins Raumzeitwellen sind. Der Detektor Virgo in Italien soll bald darauf folgen. Sind weitere Durchbrüche zu erwarten?
Im Jahr 1999 hatte ich das Glück, meine Diplomarbeit und, im Anschluss daran, meine Doktorarbeit an der Landessternwarte Heidelberg durchzuführen. Die altehrwürdige Einrichtung feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Unsere SuW-Redaktion ist keine 100 Meter von dem Observatorium entfernt. Für mich ist immer wieder faszinierend, dass die alten Gebäude denselben Geruch haben wie vor rund 20 Jahren. Wer jedoch glaubt, dass wir mit der Landessternwarte nur ein Monument mit Museumscharakter vor uns haben, der irrt: Das Observatorium entpuppt sich als moderne Forschungseinrichtung, an der Astronominnen und Astronomen aus einem internationalen Umfeld tätig sind. Immo Appenzeller, der ehemalige Direktor, und Holger Mandel, der dort ebenfalls viele Jahre tätig war, stellen die Landessternwarte Heidelberg ab S. 34 vor.
Der Asteroid (3200) Phaethon ist der Ursprungskörper der Geminiden, eines Meteorstroms, den wir alljährlich Mitte Dezember beobachten können. Harald Krüger erforscht kosmischen Staub und Kleinkörper des Sonnensystems. Er präsentiert auf S. 16 neue Beobachtungen, die zeigen, dass Phaethon Natriumatome in den Raum abgibt.
Husch ins Heft! Ihr Andreas Müller
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