Editorial: Unter Stress
Während ich diese Zeilen schreibe, tobt in der Ukraine ein brutaler Angriffskrieg: Millionen Menschen sind auf der Flucht oder müssen in Bunkern und Kellern Schutz suchen. Tausende sind schon gestorben oder wurden verwundet. Das Leid der Betroffenen berührt viele Menschen in Deutschland, die Geld oder Hilfsgüter spenden oder gar Flüchtlinge bei sich aufnehmen.
Die allgegenwärtigen Bilder des Kriegs und Drohungen gegen die europäischen Staaten durch Wladimir Putin ängstigen und stressen wohl die meisten von uns. Die mentale Bürde, die viele nach zwei Jahren Coronakrise spüren, wächst weiter. Dabei kann dauerhafter Stress krank machen. Manche Menschen verkraften selbst starke Belastungen vergleichsweise gut, schreibt Catherine de Lange in unserem Titelthema ab S. 12. Sie gibt Tipps, wie wir zumindest weitere Stressfaktoren in unserem Arbeits- und Privatleben besser meistern können, damit uns die Gesamtsituation nicht überwältigt.
Begleitet wird die Invasion der Ukraine durch einen Desinformationskrieg: Propaganda und Falschmeldungen überfluten das Internet, Verschwörungstheorien machen die Runde. Das kennen wir schon aus der Covid-19-Pandemie. Im letzteren Fall stehen besonders Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Mittelpunkt der Kampagnen: Manche wollen ihre Expertise diskreditieren oder sie gleich mundtot machen, weil sie extremen Teilen der Öffentlichkeit oder der Politik zuwider sind oder nicht ins Bild passen. Corinna Hartmann stellt ab S. 24 verschiedene Fachleute vor, die hier zu Lande Morddrohungen erhielten und mit Hassnachrichten oder Lügen überschüttet wurden.
»Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit« lautet ein Zitat, das dem US-Politiker Hiram Johnson zugeschrieben wird. Wir müssen sie ebenso schützen wie die Menschen in den Kriegsgebieten. Damit können wir in Deutschland schon beginnen.
Besorgt grüßt< br/>Daniel Lingenhöhl
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