Editorial: Vertrauenssache – ein hohes Gut
Es ist an der Zeit, dass ich ein Hohelied auf meine Redakteurinnen und Redakteure singe. Denn ich kann ihnen völlig vertrauen: auf ihre Kompetenz, ihr Engagement, ihren Enthusiasmus. Tag für Tag und Monat für Monat liefern sie hervorragende Arbeit ab. Und wenn doch einmal ein Fehler passiert, so ist das angesichts ihres Pensums verständlich, aber sie stehen dazu.
Vertrauen ist für mich ein hohes Gut, nicht nur im Beruf, sondern noch mehr im Privaten. Mangels Expertise oder Zeit muss ich mich darauf verlassen können, dass meine Ärztin die richtigen Schlüsse aus einer Diagnose zieht, die Erzieherinnen unseren Kleinsten gut betreuen oder die Mechaniker bei der Reparatur des Autos nichts übersehen (in allen drei Fällen bin ich momentan übrigens sehr zufrieden). Umgekehrt ist das Vertrauen aber auch sehr schnell weg, wenn der neue Zahnarzt beim ersten Besuch bevorzugt aufwändige Zusatzleistungen anbietet oder ein Handwerksbetrieb ein nach näherer Prüfung völlig überteuertes Angebot abgibt.
Gleichzeitig arbeite ich in einer Branche, der von der Öffentlichkeit in den letzten Jahren immer weniger Vertrauen entgegengebracht wurde, bevor es in der Diskussion um Fake News und Corona wieder aufwärtsging. Für uns als Medienunternehmen ist Ihr Vertrauen lebenswichtig, und wir tun unser Bestes, um dieses zu erhalten – etwa indem wir offen mit Irrtümern umgehen und sie transparent kenntlich machen.
In unserem Titelthema ab S. 12 beschreibt zunächst der Philosophieprofessor Martin Hartmann, warum Vertrauen einem Paradox der Verletzlichkeit unterworfen ist. Und ab S. 18 erklärt der Sozialpsychologe Michael Wenzler, wie Vertrauen entsteht, wann eher Misstrauen angebracht ist und was beides über uns aussagt.
Vertrauensvoll grüßt Sie
Daniel Lingenhöhl
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