Editorial: Wider die Unvernunft
Die Coronakrise bestimmt zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses leider weiterhin unsere Arbeit und unseren Alltag. An einen normalen Besuch von Gaststätten, Theatern oder gar Fußballstadien ist noch lange nicht zu denken. Es sind harte Einschnitte, und manche Vorgaben schränkten sogar Grundrechte wie die Religionsoder Versammlungsfreiheit ein.
Es ist unser gutes Recht, diese Maßnahmen zu diskutieren und zu kritisieren. Selbst dagegen zu demonstrieren, muss erlaubt sein – sofern die derzeit erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln dabei eingehalten werden. Was mich jedoch fassungslos den Kopf schütteln lässt, ist die Unvernunft, mit der nicht wenige der Demonstranten im Mai gegen die »Coronaverschwörung« vor Rathäuser, Landtage und den Bundestag zogen. Manche der vorgebrachten Verschwörungstheorien waren so abseitig, dass ich mich gefragt habe, wie sie nicht nur von einem gesunden menschlichen Gehirn hervorgebracht, sondern auch noch von zahlreichen anderen Menschen geglaubt werden können.
Dabei muss Unvernunft nicht per se schädlich sein, wie Corinna Hartmann ab S. 24 erläutert: Irrsinnig erscheinende Ideen können die Kreativität, die persönliche Entwicklung oder auch die sexuelle Attraktivität fördern. Doch oberste Prämisse muss dabei sein, dass anderen damit nicht geschadet wird. Ob dies bei Aufrufen gegen Schutzimpfungen oder Aufforderungen, seinen Mund-Nasen-Schutz abzusetzen, der Fall ist, darf jedoch bezweifelt werden.
Dieses Heft ist übrigens das dritte, das wir fern unserer Büros erstellen müssen – und ein Ende der »Arbeit von zu Hause« ist für uns noch immer nicht absehbar. Ich bitte Sie daher um Verständnis, sollten wir den einen oder anderen Fehler übersehen haben. Wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen freuen wir uns auf den Tag, an dem dieser Ausnahmezustand vorbei ist.
Bleiben Sie bis dahin maximal vernünftig und gesund!
Ihr Daniel Lingenhöhl
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