Editorial: Zwei Jahre später
Wenn Sie diese Ausgabe in Händen halten, ist es ziemlich genau zwei Jahre her, dass eine zuvor unbekannte Lungenkrankheit in China auftauchte: Die ersten offiziell registrierten Fälle von Covid-19 datieren auf Anfang Dezember 2019, höchstwahrscheinlich traten aber auch schon davor einige auf, die nur nicht entsprechend diagnostiziert wurden. In Europa gaben sich viele noch bis ins Frühjahr 2020 der Illusion hin, die Infektionswelle würde wie bei den vorherigen Sars- und Mers-Pandemien schnell abebben, bevor es uns hier zu Lande so richtig trifft.
Doch diesmal kam es anders: Das verursachende Virus Sars-Cov-2 erwies sich bereits in der ursprünglichen Form als deutlich ansteckender als seine Vorgänger und breitete sich daher in den folgenden Monaten über die gesamte Erdkugel aus. Das Auftreten noch infektiöserer Mutanten beschleunigte den Prozess weiter und ließ damit die Versuche einiger Staaten wie Neuseeland, durch strenge Isolationsmaßnahmen eine »Null-Covid«-Strategie zu verfolgen, letztlich scheitern.
Schon bald war der neue Erreger mitsamt Erbgut identifiziert, worauf sich Forscherinnen und Forscher aller Länder auf das Virus stürzten, um herauszufinden, was genau es eigentlich so erfolgreich macht. Dank ihrer Bemühungen haben wir inzwischen ein recht präzises Bild davon, wie es Sars-Cov-2 gelingt, derart effektiv unsere Körperzellen zu kapern. Damit dürfte das Coronavirus einer der am besten verstandenen Krankheitserreger überhaupt sein. Der Artikel ab S. 38 fasst den aktuellen Wissensstand zusammen, der nicht zuletzt eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten sowie weiterer Impfstoffe liefert.
Einen besonders innovativen Weg zu solchen Wirkstoffen der Zukunft stellt unsere Titelgeschichte ab S. 12 vor: Mittels computergestütztem Proteindesign ist es inzwischen möglich, synthetische Eiweiße zu konstruieren, die sich beispielsweise viel stärker an Viren anheften können als gewöhnliche Antikörper. Damit rückt etwa der Traum eines simplen Nasensprays, das einer Covid-19-Infektion vorbeugen kann, in Reichweite.
Hoffnungsvoll grüßt Ihr
Hartwig Hanser
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