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Editorial


Liebe Leserinnen, liebe Leser!



Auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung sind sie noch immer von einer Aura des Mystischen umgeben: die Schwarzen Löcher. Entstanden beim Kollaps ausgebrannter Sterne lassen sie nicht einmal ihr eigenes Licht entweichen. Jede Substanz, die ihnen näherkommt, zermalmen sie noch beim Einsturz und komprimieren sie in einem Punkt zu fast unendlicher Dichte. Auf diese Weise verschlingen sie alle Materie in ihrer Umgebung und wachsen dabei zu unbegrenzter Größe heran. Langfristig kann sich solch ein „kos-mischer Staubsauger“ sogar eine ganze Galaxie wie das Milchstraßensystem mit Milliarden Sonnen einverleiben.

Keiner weiß, was wirklich im Zentrum eines Schwarzen Lochs geschieht. Und eine Oberfläche wie ordinäre Planeten oder Sterne haben Schwarze Löcher auch nicht. Daher sind sie die kompaktesten und bizarrsten Körper des Universums – vermutlich präsent in zahlreichen Doppelsternen sowie als Herzstück aktiver Galaxien und Quasare. Ihre Gegenwart verraten sie allenfalls indirekt: etwa durch rasch veränderliche Röntgenstrahlen oder Sterne, die sich in ihrem gewaltigen Sog besonders hektisch bewegen.

Erst Anfang der 70er Jahre entwickelten Astrophysiker die Vorstellung, daß es sich bei den „gefrorenen Sternen“ oder eben „Schwarzen Löchern“, wie sie sich als theoretische Möglichkeit aus Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ableiten lassen, um reale Objekte handeln könnte, denen man mit speziellen Beobachtungen auf die Spur kommen müßte. Aber auch 30 Jahre später waren alle Nachweise der kosmischen Staubsauger indirekt. Ein Schwarzes Loch kann eigentlich nur durch Auswirkungen auf seine Umwelt – also durch Indizien – nachgewiesen werden.

Der polnische (aber in Frankreich lebende) Astrophysiker Jean-Pierre Lasota hat nun Methoden vorgeschlagen, mit denen sich die Präsenz von Schwarzen Löchern direkt nachweisen lassen soll. Zwei Eigenschaften, nämlich deren „fehlende Oberfläche“ und ihre „im Prinzip nach oben unbegrenzte Masse“, ermöglichen nach seinen Forschungen die Prüfung, „ob es Schwarze Löcher im Kosmos definitiv gibt“ (Seite 26).



Zugleich mit diesem August-Heft erscheint unser neues Spektrum-Spezial „Intelligenz“. Für uns eine kleine Premiere: In jedem Quartal geben wir Ihnen ab heute die Möglichkeit, sich in einem solchen Spezial-Heft umfassend über ein spannendes Wissenschaftsthema zu informieren. Das nächste Thema für den Oktober steht auch schon fest: „Mensch 2000“ – mit Beiträgen über Biomechanik, Ersatzorgane aus Bioreaktoren, Verbindungen zwischen Gehirn und Computer oder Schutzkleidung mit Nährfunktion.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 1999, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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