Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Der Mensch ist nicht gern allein, und deshalb fragt er sich, ob es außer ihm noch andere Wesen im All gibt. Ob sie ihm gleichen, ist dabei fraglich, aber „intelligent“ sollten sie schon sein. Wie sonst könnte man mit Außerirdischen vernünftig in Kontakt treten? Aber das allein genügt nicht: Zumindest Teleskope wären zweifellos nützlich, um die kosmische Kommunikation in Gang zu setzen.
Bisher war die Suche nach außerirdischer Intelligenz jedenfalls vergebens. Doch ist „Abwesenheit von Evidenz nicht Evidenz für Abwesenheit“, wie einst der Astrophysiker Martin Rees befand. Also versuchen die Forscher wenigstens abzuschätzen, wie häufig Leben im All entstanden sein könnte – schon um zu wissen, ob sie nun nach etwas Seltenem oder etwas Häufigem Ausschau halten sollen. Selbst für die Erde können wir aber nur höchst unvollständig erschließen, was genau die Entwicklung des Lebens in Gang gesetzt hat.
Dabei müssen die ersten Schritte beinahe abenteuerlich schnell gegangen sein: Kaum 100 Millionen Jahre, nachdem die Erdkruste erstarrt war, bildeten sich schon Lebensspuren, die sich bis heute konserviert haben. War diese rasante Entwicklung innerirdisch, also „hausgemacht“? Oder gab es eine organische „Nachhilfe von außen“? Sicher ist: Noch heute rieseln täglich mehrere hundert Tonnen Staub auf die Erde, viel davon ist organisches Material. Analysen von Kometen ergaben, daß sie komplexe Kohlenstoffverbindungen aus dem interstellaren Raum sowie aus der solaren Urwolke enthalten. Auch ist die Mehrheit der Forscher überzeugt, daß die Urozeane der Erde durch Kometenwasser aus dem frisch geformten Planetensystem gespeist wurden.
Wie drei Astrochemiker auf Seite 26 berichten, konnten sie in Laborexperimenten nachweisen, daß organische Moleküle aus dem All dem irdischen Leben die nötige Starthilfe gegeben haben könnten – trotz zerstörerischer UV-Strahlung und vernichtender Einschläge großer subplanetarer Körper: Organische Substanzen aus dem All lieferten vielleicht das Startmaterial oder brachten Katalysatoren für andere lebenswichtige Moleküle hervor.
Von organischen Molekülen zu Zellen ist ein weiter Weg. Aber die Gegenwart von Wasser als wichtigstem Lebenselixier auch auf anderen Planeten (etwa auf Mars oder dem Jupitermond Europa) machen glaubhafter, daß ebenso in anderen Sternsystemen Leben entstanden sein könnte.
Selbst dies wäre natürlich noch keine Garantie für außerirdische Zivilisationen. Aber Ausschau halten sollten wir trotzdem. „Wer nicht sucht“, notierten schon 1959 Giuseppe Cocconi und Philip Morrison in ihrem grundlegenden Artikel über „Searching for interstellar Communication“, „wird mit Sicherheit nichts finden“.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 1999, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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