Predictive Coding: Effiziente Vorhersagemaschine
Wie erzeugt unser Gehirn aus den Sinneseindrücken Wahrnehmungen? Eine Fülle an Forschungsergebnissen deutet darauf hin, dass es eingehende sensorische Reize nicht einfach wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammensetzen kann. So sind wir fähig, eine Szene auf Grundlage des in unsere Augen einfallenden Lichts selbst dann im Geiste konstruieren, wenn die ihr zu Grunde liegende Information verrauscht und mehrdeutig ist.
Deshalb gingen einige Fachleute dazu über, das Gehirn als eine »Vorhersagemaschine« zu betrachten. Mit Hilfe des so genannten »predictive processing« (übersetzt so viel wie: vorhersehende Verarbeitung) nutze es sein Vorwissen über die Welt, um Schlüsse zu ziehen oder Hypothesen darüber aufzustellen, was die eingehenden sensorischen Informationen bedingt haben könnte. Die Vermutungen – und nicht die Sinneseindrücke selbst – erzeugen dann die Wahrnehmungen vor unserem geistigen Auge. Je mehrdeutiger die Eindrücke sind, desto stärker muss das Gehirn sich demnach auf sein Vorwissen verlassen.
»Das Schöne am ›predictive processing‹ ist, dass sich damit wirklich viele – Kritiker würden vielleicht sagen: zu viele – Phänomene erklären lassen«, so Floris de Lange…
Von »Gehirn&Geist« übersetzte und bearbeitete Fassung des Artikels »To Be Energy-Efficient, Brains Predict Their Perceptions « aus »Quanta Magazine«, einem inhaltlich unabhängigen Magazin der Simons Foundation, die sich die Verbreitung von Forschungsergebnissen aus Mathematik und den Naturwissenschaften zum Ziel gesetzt hat.
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