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Medizin: Egel ohne Ekel



Viele Menschen schütteln sich beim Gedanken an Blutegel. Doch die Parasiten bewähren sich seit Jahrtausenden als Helfer beim therapeutischen Aderlass. Am Körper angesetzt, nehmen sie überschüssiges Blut auf und geben mit ihrem Speichel gerinnungshemmende Wirkstoffe ab. So lassen sich etwa verstopfte Venen nach Operationen öffnen. Doch jetzt bekommt der natürliche Schröpfkopf künstliche Konkurrenz. Forscher der Universität von Wisconsin in Madison haben ein mechanisches Gegenstück entwickelt, das einige entscheidende Vorteile besitzt. Während Egel nur so lange Blut saugen, bis ihr Appetit gestillt ist, und dann abfallen, zeigt sich ihr mechanisches Ebenbild unersättlich. Außerdem ist es steril und kann in tiefere Bereiche unter der Haut zu dickeren Adern vorstoßen. Gerinnungshemmende Stoffe lassen sich zudem kontrollierter an das Gewebe abgeben. "Der größte Vorteil des Geräts ist aber vielleicht, das es eben kein Egel ist", meinen die Wissenschaftler. Damit entfällt der Widerwille, den viele Patienten beim Anblick der Blutsauger empfinden.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2002, Seite 24
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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