Konfabulation: Ehrliche Lügner
Montagmorgen in einem Kölner Pflegeheim. Schwester Ingrid fragt den 73-jährigen Herrn K., wie er das vergangene Wochenende verbracht habe. "Da bin ich mit meiner Frau in Ungarn gewesen, wir haben viel erlebt!", antwortet er voller Überzeugung. Die Schwester staunt nicht schlecht, denn wie sie weiß, ist Herr K. seit fünf Jahren verwitwet. Das Seniorenheim hat er schon länger nicht verlassen.
Hat sich Herr K. die Geschichte bloß ausgedacht, um die Pflegerin zu beeindrucken? Wer ihn genauer kennt, weiß: Der Mann lügt nicht – tatsächlich kann er sich an eine Reise erinnern, die nur schon viel früher stattgefunden hat. Er "konfabuliert", wie Mediziner sagen (von lateinisch: fabula = Fabel, Märchen). Der Neuropsychologe Morris Moscovitch von der University of Toronto nennt dieses Phänomen auch "ehrliches Lügen". Wie Herr K. sind konfabulierende Menschen so sehr von ihren Geschichten überzeugt, dass selbst stichhaltige Argumente sie nicht von ihrer Überzeugung abbringen.
Die Ursachen für das unbewusste Erfinden von Erlebnissen sind vielfältiger Natur ...
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