Soziologie: Ein besseres Leben dank früher Selbstbeherrschung
Im Jahr 1972 beschloss die medizinische Fakultät der kleinen neuseeländischen Stadt Dunedin, sämtliche zwischen April 1972 und März 1973 dort geborenen Kinder in eine Langzeitstudie aufzunehmen. Die Untersuchung dauert bis heute an, und die anfangs 1037 Teilnehmer sind vermutlich die bestuntersuchten Menschen der Welt.
Als wir sie kennen lernten, waren sie Teenager und wiesen beträchtliche Unterschiede in ihrem Verhalten auf, unter anderem in jener Eigenschaft, der ein Großteil unserer Forschung gilt: Selbstbeherrschung.
Zu den wesentlichen Fähigkeiten des Menschen zählt es, die eigenen Gedanken und Handlungen zu kontrollieren. Ein Mangel an dieser Fähigkeit kann in einer persönlichen Katastrophe enden, insbesondere in unserer heutigen schnelllebigen Welt mit ihren unendlichen Möglichkeiten, Ablenkungen und Versuchungen.
So zeigt uns die Werbung viele verführerische Dinge, für die man das Geld jetzt gleich ausgeben könnte, statt es fürs Alter zurückzulegen. Und an jeder Ecke gibt es leckere, kalorienreiche Nahrungsmittel, während die Arbeit den meisten Menschen verschwindend wenig Gelegenheit zu körperlicher Betätigung gibt – was erklärt, warum die westliche Welt mit einer wahren Epidemie der Fettsucht zu kämpfen hat. Kein Wunder, dass praktisch jedes Selbsthilfebuch seinem Leser zu größerer Selbstdisziplin zu verhelfen verspricht.
Heute schauen die Personalchefs bei den Bewerbern um einen Arbeitsplatz nicht nur nach einem guten Abschlusszeugnis, sondern auch nach Anzeichen von Gewissenhaftigkeit und Durchhaltevermögen – schlecht, wenn die Facebookseite des Bewerbers auf das Gegenteil schließen lässt. Damit ist die Selbstbeherrschung mehr als früher entscheidend nicht nur für das persönliche Wohlergehen, sondern auch für den Lebensunterhalt. ...
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