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70 n. Chr., Jerusalem: Ein Gott, eine Thora - kein Tempel!

Die Vernichtung des zentralen israelitischen Heiligtums hätte das Ende des Judentums bedeuten können. Doch der jüdische Glaube überlebte - als Schriftreligion unter rabbinischer Führung.
14. April 70 n. Chr.: Während des Passahfests belagern römische Legionen Jerusalem und warten darauf, dass ihr Feldherr Titus den Befehl zum Angriff gibt. Als dieser erfolgt, trifft die Attacke die Jerusalemer Juden nicht unvorbereitet. Seit 60 Jahren leiden sie nun schon unter der zunehmenden Steuerlast, die ihnen die römischen Besatzer auferlegen. Das Volk ist verarmt und hungert. Es hat genug vom unersättlichen Imperium – und von diplomatischen Verhandlungen, die letztlich doch immer auf dasselbe hinauslaufen: noch höhere Zahlungen. Bereits im Jahr 66 haben Radikale den gemäßigten Hohen Priester Ananias, das religiöse und politische Oberhaupt der Juden, ermordet und den Besatzern den Krieg erklärt. Zu Recht, glauben mittlerweile die meisten und schließen sich einer der verfeindeten Rebellengruppen an, die gegen die Römer und zugleich um die Führung der Israeliten kämpfen.

Als Titus vor den Stadtmauern die Eroberung der Heiligen Stadt plant, tobt dahinter ein Bürgerkrieg: Die zelotische Partei hat unter ihrem Anführer Eleazar ben Simon den Tempelbezirk eingenommen. Außerdem hält die Privatarmee des Generals Johannes von Gischala aus Galiläa Teile der Stadt besetzt. Der dritte und einflussreichste Rebellenführer im Kampf um die Macht in der judäischen Hauptstadt ist Simon bar Giora, der Kopf der radikalen messianischen Bewegung. Die Jerusalemer haben ihm Einlass gewährt, nachdem Johannes die Zeloten um Eleazar unterworfen hat, als diese gerade im Tempel ihre Passahopfer darbrachten.

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