Direkt zum Inhalt

Ein krebshemmender Wirkstoff aus Eibennadeln


Ende der sechziger Jahre begann das Nationale Krebs-Institut der USA in Bethesda (Maryland) systematisch nach Substanzen mit cytostatischen Eigenschaften zu suchen. Seine Wissenschaftler fanden dabei heraus, daß ein Rohextrakt aus der Rinde der Eibe (Gattung Taxus) bei einer Reihe von Tumoren krebshemmend wirkt.

Als wirksamer Bestandteil wurde die lipophile (fettliebende) Substanz Taxol isoliert. Problematisch ist die Gewinnung des Rindenwirkstoffs aus natürlichen Quellen, da dazu große Mengen an Bäumen gefällt werden müssen.

Einen anderen, schonenderen Weg beschreitet die französisch-amerikanische Firma Rhône-Poulenc Rorer, die ein weiteres, aus den Nadeln der Eibe isolierbares Taxoid nutzt. Zu diesem Zweck baut sie 6000 Bäume auf zwei Plantagen bei ihrer deutschen Niederlassung bei Köln an. (Eiben lassen sich wie Laubgehölzhecken schneiden, die Nadeln also immer wieder ernten.)

Das aus den Nadeln gewonnene Taxoid wird noch chemisch modifiziert. Das daraus hergestellte Medikament Taxotere befindet sich zur Zeit in weltweit durchgeführten klinischen Studien der Phase II. Dabei wird seine Wirksamkeit gegen eine Reihe von Krebserkrankungen wie denen von Dickdarm, Haut, Nieren, Magen, Lunge, Brust und Eierstöcken untersucht.

Taxotere wirkt antimitotisch, indem es die Depolymerisation von Tubulin, ei-nem Hauptbestandteil der Spindelfasern, hemmt. Diese hohlen Fasern ziehen bei der Kernteilung – der Mitose – die Chromosomen zu entgegengesetzten Polen der Zelle. Taxotere arretiert sozusagen die Fasern; die Kern- und damit auch die Zellteilung kann nicht abgeschlossen werden – das Krebswachstum wird gehemmt.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 1993, Seite 99
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Ein langes Leben ist kein Zufall

Wie schafft man es, besonders alt zu werden und dabei fit und gesund zu bleiben? Die Altersforscherin Eline Slagboom weiß, welche Faktoren wir beeinflussen können - und welche nicht. Außerdem in dieser »Woche«: Wie Spannbetonbrücken einfach einstürzen können - und wie man das verhindern kann.

Spektrum - Die Woche – Warum bekommen so viele junge Menschen Krebs?

Krebs ist längst kein Altersleiden mehr. Die Zahl der Krebsdiagnosen bei jungen Menschen nimmt seit Jahren zu. Welche Gründe gibt es dafür? Wie weit ist die Forschung? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Mit welchen Strategien es die Käfer schafften, so artenreich zu werden.

Spektrum Kompakt – Krebs verstehen

Mit zahllosen Arten und Behandlungsmöglichkeiten ist Krebs eine komplexe Erkrankung. Betroffene erhalten individuelle Therapiepläne, die an ihren jeweiligen Fall angepasst sind und stetig weiterentwickelt werden. In zukünftige Therapieansätze könnten jedoch auch Lösungen aus der Tierwelt einfließen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.