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Biomimetik: Ein künstlicher Ionenkanal nach Maß



Alle biologischen Zellen sind von Membranen umhüllt, die das Innere von der Umgebung abgrenzen. Den notwendigen Stoffaustausch mit der Umwelt vermitteln auf jeweils eine spezielle Auf-gabe zugeschnittene Porenproteine, die bei vielen physiologischen Vorgängen eine wichtige Rolle spielen. Chemiker von der Universität Genf haben jetzt zum ersten Mal eine künstliche Pore synthetisiert, die nicht aus biologischen Makromolekülen, sondern kleineren, organischen Bausteinen besteht. Stefan Matile, Bodo Baumeister und Naomi Sakai verknüpften dazu jeweils acht Benzolringe zu Stäben. Von jedem der Ringbausteine zweigt rechts und links je ein kurzes Kettenmolekül ab. Wie die Finger beim Verschränken der Hände schieben sie sich ineinander, wenn sechs von diesen stabförmigen Elementen zu einem Kanal mit einem Durchmesser von gut zwei Nanometern zusammenfinden. Elektrostatische Wechselwirkungen zwischen den molekularen "Fingern" stabilisieren die Struktur. Eingebettet in eine Membran, verhält sich die künstliche Pore wie ein natürlicher Kanal. Das Konstruktionsprinzip hat den großen Vorteil, dass sich die Poren durch Variationen der verschränkten Kettenmoleküle für spezielle Anwendungen maßschneidern lassen. (Angewandte Chemie, Bd. 112, S. 2031)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2000, Seite 28
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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